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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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Dritte Reich und wurde dann ausgebürgert. Er entwickelte sich zu einem<br />

der schärfsten Gegner <strong>Hitler</strong>s und zugleich einem unversöhnlichen<br />

Kritiker am deutschen Volke — wie später sein Sohn Golo Mann. Als<br />

ein ganz anderer präsentiert er sich allerdings in seinen Schriften<br />

„Gedanken im Kriege" (1914), „Friedrich und die große Koalition"<br />

(1915) und „Gedanken eines Unpolitischen" (1918), in denen er schon<br />

jene Ideen ausbreitet, welche die nationale und nationalsozialistische<br />

Opposition gegen die Weimarer Republik stark gemacht haben. Deutlich<br />

ist der Einfluß Fichtes und Lagardes spürbar. Er beruft sich dabei auf<br />

Heinrich von Kleist, der, „als Deutschland in Not war, die Donnerworte<br />

fand von der Gemeinschaft, die nur mit Blut, vor dem die Sonne<br />

verdunkelt, zu Grabe gebracht werden solle. Es ist die Entdeckung<br />

dessen, was deutsch zu sein heißt und sich vom Westen unterscheidet".<br />

Mann lehnt die Politik für die Deutschen ab, da sie Demokratie bedeute,<br />

ein westliches Grundübel, für das Jean Jaques Rousseau verantwortlich<br />

zu machen sei. Dieses fremde Gift passe nicht zu uns, da „der viel<br />

verschriene Obrigkeitsstaat die dem deutschen Volke angemessene,<br />

zukömmliche und von ihm im Grunde gewollte Staatsform ist und<br />

bleibt". Der Dichter verherrlicht dann den Krieg und erhofft von ihm<br />

eine Umwälzung des Bestehenden: „Gräßliche Welt, die nun nicht mehr<br />

ist oder doch nicht mehr sein wird, wenn das große Wetter vorüberzog!"<br />

In Vorwegnahme Goebbelscher Gedanken von 1944/45 vergleicht Mann<br />

das Deutschland von 1914 mit Friedrichs des Großen Kampf gegen die<br />

große Koalition. Aber Mann und Goebbels irrten beide. In einem erst<br />

1965 bekannt geworde-denen Brief vom 22. 8. 1914 schreibt Thomas<br />

Mann über „die großen Siege der deutschen Truppen in Lothringen ...<br />

Es ist der deutsche Geist, die deutsche Sprache und Weltanschauung,<br />

die deutsche Kultur und Zucht, was dort siegt, und so braucht auch<br />

meinesgleichen sich jetzt nicht zu verachten... Es geht also gut, und man<br />

kann kaum noch denken (wenn man es je denken könnte), daß<br />

Deutschland verloren gehen könnte ..." (Vgl. „Der Spiegel" Nr.<br />

49/1965.)<br />

Nun schließlich die Preußen. Voran mit seiner „Preußischen Novelle"<br />

und den Romanen über den Kavalleriegeneral von Seydlitz und den<br />

Generalfeldmarschall Graf Moltke, der Dichter und Künder der<br />

preußischen Idee: der Husarenleutnant und Dr. jur. Eckart von Naso.<br />

Generalssohn vom Jahrgang 1891 (Darmstadt), wirkte er 1916/45 am<br />

Preußischen Staatsschauspiel am Gendarmenmarkt in Berlin unter<br />

Staatsrat Gründgens als Chefdramaturg; 1953—57 geht er dem gleichen<br />

Beruf in<br />

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