16.09.2013 Aufrufe

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

mus, läßt Kruzifixe in den Schulen aufhängen und ebensolche im<br />

Kolosseum und auf dem Kapitol errichten. Er hat sich monarchistischkatholisch<br />

gemausert, bleibt allerdings antiliberal, totalitär und autoritär.<br />

Nach Mussolini stellt sich der Faschismus „gegen die materialistischutilitäre<br />

Auffassung vom Glück", gegen die absurde Anschauung von<br />

der politischen Gleichheit der Menschen und gegen das<br />

Mehrheitsprinzip, vor allem aber gegen die Auffassung, daß der Zweck<br />

der Gesellschaft die Förderung des Individuums sei. Dem wird der<br />

absolute Wert des Staates entgegengestellt, den Mussolini rein<br />

machtmäßig auffaßt. Der Staat besitzt einen Anspruch auf die<br />

Beherrschung des ganzen Lebens des Individuums, das ihm nur zu<br />

dienen hat — wobei der Diktator mit dem Staat identifiziert wird. Die<br />

Partei des Faschismus ist zudem nach dem Führer- und Eliteprinzip<br />

hierarchisch organisiert und unterdrückt die Opposition mit brutaler<br />

Gewalt. Demokratie benutzt man als Schimpfwort. Auch die Plutokratie<br />

verachtet der Faschismus, der in seiner sozialen Einstellung weder rein<br />

kapitalistisch noch echt sozialistisch einzuordnen ist. Für ihn bedeuten<br />

Hochfinanz und Arbeiterbewegung dasselbe, weil dahinter derselbe<br />

Materialismus stehe. Der Klassen<strong>kam</strong>pf soll ausgeschaltet werden, an<br />

seine Stelle tritt ein kompliziertes berufsständisches<br />

Korporationssystem. Nach außen hin gibt sich der italienische<br />

Faschismus nationalistisch und expansionistisch, betont kriegerisch und<br />

militaristisch. Er verkündet einen „lateinischen Mythos", der dem<br />

„germanischen Individualismus entgegentreten soll. Hier wird das<br />

romantisch Emotionale noch mehr hervorgehoben als beim<br />

Nationalsozialismus. Als Haupttugenden nennt man Mut und Wille,<br />

Glaube und Disziplin; Kritik und selbständiges Denken bewertet man<br />

als verdächtig und unzulässig. Bereits 1908 bekannte sich Mussolini in<br />

der Hoffnung zu Nietzsche, daß dieser „die Menschen von der<br />

Nächstenliebe erlösen werde". Im Gegensatz zum deutschen<br />

Nationalsozialismus ist der italienische Faschismus nie vom Rassismus<br />

und Judenhaß ergriffen gewesen (zumal Mussolini selbst den Namen<br />

einer venezianischen Judenfamilie aus dem 13. Jahrhundert trug) —<br />

wurde er doch von dem jüdischen Bankier Toeplitz finanziert — und hat<br />

erst während des Krieges und unter <strong>Hitler</strong>s Druck Juden verfolgt. Zu<br />

seinen vornehmsten Vertretern gehörten immer viele jüdische<br />

Menschen: wie etwa der hervorragende Flieger und zugleich einer der<br />

Qua-drumvirn, der Viermänner des Marsches auf Rom, also einer der<br />

Großväter des europäischen Faschismus sozusagen, der Luftmarschall<br />

Italo Balbo, der in Afrika gefallen ist. Oder Mussolinis<br />

413

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!