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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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lischen Familie Whitehead, deren Chef Sir James Kultusvorstand der<br />

israelischen Gemeinde in London war.<br />

Für den damaligen Antisemitismus sind drei Schriftsteller von ganz<br />

erheblichem Einfluß gewesen. Der erste war der Gutsbesitzer Heinrich<br />

Nordmann, der unter dem Decknamen H. Naudh schrieb; einige<br />

behaupten, es sei dahinter Bismarcks Ratgeber Lothar Bucher<br />

verborgen, ein 1817 geborener Jurist und Wirklicher Geheimer<br />

Legationsrat im Auswärtigen Amt. Unter dem Pseudonoym H. Naudh<br />

erschien 1860 der Titel „Die Juden und der deutsche Staat — die Gefahr<br />

der jüdischen Emanzipation", der bereits 1878 seine 9. und 1920 die 13.<br />

Auflage erlebte; sowie 1879 „Israel im Heer". 2. T. schon von<br />

rassischen Erwägungen ausgehend, wird den Juden dennoch die<br />

christliche Taufe noch warm anempfohlen. Erster Grundsatz für die<br />

Deutschen sei die Pflicht gegen das eigene Volk, welche der<br />

Rücksichtnahme auf die Juden vorgehe. Dabei käme es auf eine<br />

Rechtsverletzung mehr oder weniger nicht an: „Salus populi suprema<br />

lex". Auch solle man eine Gesamtausweisung der Juden aus unserem<br />

Vaterlande in Betracht ziehen, falls sie nicht freiwillig gehen würden.<br />

Der zweite Name ist noch bedeutsamer für den deutschen Judenhaß,<br />

denn er hat ihm geradezu Programm und Gestalt gegeben; er hat das<br />

Wort „Antisemitismus" als erster gebraucht: Wilhelm Marr, der Sohn<br />

eines jüdischen Schauspielers, ein radikaler, evangelischer Journalist.<br />

Eine erste Broschüre von 1863 „Der Judenspiegel", in welcher er sich<br />

„indigniert über die Folgen der Judenemanzipation" zeigte, wurde kaum<br />

beachtet. Seine Schrift von 1873 „Der Sieg des Judentums über das<br />

Germanentum" mit dem Untertitel „Vom nicht-konfessionellen Standpunkt<br />

aus betrachtet: Vae Victis!" brachte es allein im Jahre 1879 zu 11<br />

Auflagen. Der Verfasser begründete damit die materialistischbiologische<br />

Metaphysik des Nationalsozialismus und sah die Judenfrage<br />

nicht als den Gegensatz zweier verschiedener Konfessionen an, sondern<br />

als den Kampf zweier grundsätzlich widerstreitender Prinzipien. Das<br />

Ziel sei dabei: „Die Vernichtung der jüdischen Herrschaft mittels<br />

Aufrichtung des deutschen Volksbewußtseins." Marr begründete mit<br />

seiner „Antisemiten-Liga" die erste deutsche Organisation dieser Art<br />

und gab dafür die „Antisemitischen Hefte" heraus, ab Oktober 1879 das<br />

Organ „Deutsche Wacht". Später wandte er sich angeblich „mit Ekel bis<br />

zum Erbrechen" von seiner eigenen Bewegung ab.<br />

Der dritte Judenfeind war der katholische Publizist Otto Glagau, der<br />

1876 in dem vielgelesenen mittelständischen Mas-<br />

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