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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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zialdarwinismus" — der sich im Sprachgebrauch leider eingebürgert hat<br />

— öfter verwendet wird, sei hier von vornherein betont, daß Charles<br />

Darwin selbst an eine irgendwie grausam oder gar erbarmungslos zu<br />

handhabende Auslese auf dem Gebiet des menschlichen Soziallebens in<br />

keiner Weise gedacht hat. Bei ihm liegt in dem Wort „Auslese" ein ganz<br />

weiter Sinn, der sich weniger auf Individuen, als vielmehr auf Gruppen,<br />

ja Arten von Lebewesen bezieht. Für ihn ist Entwicklung der Sittlichkeit<br />

und Aufstieg der Menschheit geradezu gleichbedeutend. Als Humanisten<br />

lag ihm jeglicher Rassenhochmut fern: er hat sich stets für die<br />

Sklavenbefreiung eingesetzt. Der sog. Sozialdarwinismus kann sich also<br />

nur auf einen sehr oberflächlich verstandenen und verbalhornisierten<br />

Darwin berufen. Der eigentliche Vorkämpfer des Darwinismus in<br />

Deutschland war Ernst Haeckel, der sich als erster deutscher<br />

Naturforscher zu der Theorie des großen Engländers bekannte, sie<br />

philosophisch auswertete und dabei zu einer pantheistischen<br />

„natürlichen Religion" gelangte. Der vielseitige Deutsche war Zoologe<br />

und Philosoph, Empirist und Monist, Evolutionist, Determinist und<br />

Mechanist zugleich. Als Sohn eines schlesischen Regierungsbeamten<br />

1834 in Berlin geboren, wirkte er als Professor ab 1865 in Jena, wo er<br />

mit gleich-gesinnten Freunden am 11. 1. 1906 den heute noch aus einer<br />

kleinen Schar bestehenden Deutschen Monistenbund gründete und<br />

dessen Ehrenpräsidium übernahm, während der Bremer freisinnige<br />

Pastor Albert Kalthoff Vorsitzender war. Obwohl Haeckel als Gelehrter<br />

höchste Anerkennung fand und sein Hauptwerk „Die Welträtsel" von<br />

1899 (410. Tausend im Jahre 1933) einer der größten deutschen<br />

Bucherfolge war, lehnte er den ihm angebotenen Erbadel bescheiden ab<br />

und ging 1909 als Excellenz und Geheimer Rat in den Ruhestand; er<br />

verstarb 1919. Sein Andenken wahrte im Dritten Reiche die „Ernst-<br />

Haeckel-Gesellschaft", deren Ehrenpräsident der thüringische Gauleiter<br />

und Reichsstatthalter SS-Obergruppenführer Fritz Sauckel war, ein<br />

ehemaliger Sozialist (1894/1946, in Nürnberg gehenkt). Der<br />

Wissenschaftler Haeckel betätigte sich auch politisch und stand hier auf<br />

seiten des Nationalismus, so daß ihn Lenin, Engels und Bebel angriffen<br />

und verspotteten. Zeitweise war Haek-kel sogar Vorstandsmitglied des<br />

Alldeutschen Verbandes (s. S. 124). Im Juli 1892 organisierte er eine<br />

große Bismarck-Kundge-bung, in deren Presseerklärung vom 5. 8. es<br />

hieß: er fordere eine „Nationalpartei, welche über den kleinlichen Hader<br />

der Fraktionen hinwegsieht; ohne Rücksicht, ob liberal oder<br />

konservativ, muß sie geschlossen jenen feindlichen Parteien<br />

gegenübertreten,<br />

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