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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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Luxus oder Bettelei. Dabei faßt Luther die Obrigkeit als einen<br />

„Vaterberuf" auf und hat in das politische Denken die sog. Patriarchaltheorie<br />

eingeführt, derzufolge die obrigkeitliche Gewalt als eine<br />

Entwicklungsform der väterlichen Gewalt zu betrachten ist. Nur in den<br />

Fragen des Glaubens spricht der Reformator der Obrigkeit<br />

vorsichtshalber kein Recht der Entscheidung zu. So kann denn der NS-<br />

Theoretiker Alfred Rosenberg Luther als denjenigen preisen, der der<br />

politischen Papst-Weltmonarchie den politischen Nationalgedanken<br />

entgegengesetzt hat 176 ).<br />

Die protestantische Theologie ist dem durch ihren Stifter vorgezeigten<br />

Weg zumeist in großer Einmütigkeit durch die Jahrhunderte<br />

gefolgt. Einige Stimmen sollen hier für viele stehen. Da ist einmal der<br />

Barthschüler Professor Dr. Friedrich Gogarten aus Dortmund (1887),<br />

Pfarrer, 1933 zeitweise Deutscher Christ und ab 1935 Lehrer an der<br />

Universität Göttingen bis zum heutigen Tage, seit 1957 Träger des<br />

Großen Bundesverdienstkreuzes. Er lehrt in seiner „Politischen Ethik"<br />

(Jena 1932) eine Theologie des Nationalismus, welche Individualismus,<br />

Liberalismus und Demokratie als Irrlehren verwirft und dafür der Idee<br />

des autoritären und totalen Staates die theoretische Grundlage gibt.<br />

„Wenn wir nicht vom Traum der persönlichen Freiheit ablassen, werden<br />

wir in einer Welt aufwachen, die nicht mehr die geringste Ahnung der<br />

menschlichen Freiheit und Menschlichkeit in uns besitzt. Nie ist die<br />

menschliche Freiheit bedrohter gewesen, als heutigentags, wo man die<br />

Freiheit des Individuums zum A und O des Staates gemacht hat." Daher<br />

ist ein starker Staat nötig, gegen den jede Auflehnung die größte Sünde<br />

wäre. Ist die Polis doch eine Ordnung, mit deren Hilfe der Mensch es<br />

versucht, sich gegen das Chaos zu schützen, gegen die Mächte der<br />

Zerstörung. So hat der Staat eine ethische Aufgabe, indem er das Übel<br />

bannt. Seine Erhabenheit und Würde kommt ihm von Gott. Er kann<br />

nicht vom Volkstum abgeleitet werden. Den Staat und die Kirche<br />

zusammenzulegen und eine nationale Religion schaffen würde zum<br />

Untergang des Staates selbst führen. Vielmehr braucht dieser, um Staat<br />

zu bleiben, stets eine das Evangelium predigende Kirche. In seiner<br />

Schrift „Einheit von Evangelium und Volkstum" 177 entdeckt Gogarten<br />

schließlich, daß die Ethik nicht religiösen oder christlichen Ursprungs<br />

ist, sondern in der sozialen und nationalen Gemeinschaft wurzelt. Sie sei<br />

dem Gebiete des Staates zugeordnet, der ihren Inhalt und ihre<br />

Grundsätze festlegt. Der 1883 geborene evangelische Theologe Hans<br />

Philipp Ehrenberg war überzeugt 178 ), daß die im Anzug befindliche moralisch-geistige<br />

Revolution auch eine Wiedergeburt der wahren<br />

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