16.09.2013 Aufrufe

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

senaktion, die 267 000 Unterschriften erhielt. Der Text der Petition<br />

besagte: „Seit längerer Zeit sind die Gemüter ernster, vaterlandsliebender<br />

Männer aller Stände und Parteien durch die<br />

Oberwucherung des jüdischen Volkselementes in tiefste Besorgnis<br />

versetzt. Die früher von Vielen gehegte Erwartung einer Verschmelzung<br />

des semitischen Elements mit dem germanischen hat sich<br />

trotz völliger Gleichsetzung beider als eine trügerische erwiesen." 4000<br />

Studenten unterzeichneten diesen Aufruf mit, der verlangte, daß kein<br />

Jude mehr Lehrer sein oder lehren dürfe und sie sich alle registrieren<br />

lassen müßten. Die Öffentlichkeit wurde auf die „jüdische Gefahr"<br />

durch Massenversammlungen in Dresden 1882 und Kassel 1886<br />

hingelenkt. Ähnlich stellte dann am 21. 5.1887 im österreichischen<br />

Reichsrat der Ritter von Schönerer den Antrag, nach dem Vorbild der in<br />

den Jahren 1882—84 in den Vereinigten Staaten von Amerika gegen<br />

die Einwanderung von Chinesen beschlossenen Anti-Chinesen-Bill dem<br />

Abgeordnetenhaus ein Antisemitengesetz und strenge Bestimmungen<br />

gegen die Einwanderung und Niederlassung ausländischer Juden in<br />

Österreich zur verfassungsmäßigen Genehmigung vorzulegen. Er <strong>kam</strong><br />

damit nicht durch.<br />

3. Hermann Ahlwardt, Pommer (1846/1914), genannt der „Rektor<br />

der Deutschen und Prophet des Antisemitismus, aber von der Stadt<br />

Berlin als Volksschulrektor wegen Veruntreuung von Schulgeldern<br />

gemaßregelt, wurde er später in Böhmen, wohin er sich abgesetzt hatte,<br />

als Finanzmakler wegen Erpressung kleiner Leute verurteilt und starb<br />

durch Verkehrsunfall. Ahlwardt schrieb ein Buch von 250 Seiten über<br />

„Der Verzweiflungs<strong>kam</strong>pf der arischen Völker mit dem Judentum" und<br />

1893 die Broschüre „Judenflinten", die eine flammende Anklage gegen<br />

den Waffenfabrikanten Ludwig Loewe wegen dessen schlechter Gewehrfabrikation<br />

enthielt. Da er die Verleumdungen im Reichstag nicht<br />

nachweisen konnte, machte er sich lächerlich, wurde trotzdem aber<br />

wieder von zwei Reichstagswahlkreisen gewählt. Schon 1892 errang er<br />

im pommerschen Wahl<strong>kam</strong>pf große Erfolge: 1903 schied er aus dem<br />

Parlament und ging dann an seiner niedrigen Gesinnung zugrunde.<br />

4. Theodor Fritsch, Sachse (1852/1933), Ingenieur, gründete 1898<br />

den Deutschen Müllerbund; 1924 kurze Zeit Reichstagsabgeordneter der<br />

Nationalsozialistischen Freiheitspartei, Großmeister des<br />

„Germanenordens" (s. S. 242). Als Publizist verfaßte er 1887 den<br />

„Antisemitischen Katechismus", aus dem später das bekannte<br />

„Handbuch der Judenfrage" hervorging, welches 1944 seine 49. Auflage<br />

erlebte. Fritsch war Vorsitzender der<br />

386

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!