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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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wirtschaftliche und soziale Lage des damaligen republikanischen<br />

Deutschland. Ebenfalls Österreicher war der 1892 in Laibach geborene<br />

Offizierssohn und k. k. Reserveoffizier Dr. phil. Bruno von Brehm,<br />

Antisemit, Träger des Nationalen Buchpreises von 1939 und zweier<br />

Kulturpreise von 1958 und 1963. In seinem Hauptwerk, einer Trilogie<br />

über den Untergang der k. u. k. Monarchie (1951 im 500. Tausend unter<br />

dem Titel „Die Throne stürzen" neu erschienen), arbeitete er den<br />

großdeutschen Gedanken heraus: Österreich geht in ein neues deutsches<br />

Reich ein und bringt als Aufgabe die Neuordnung des Donauraumes<br />

mit; die drei Bände sind: „Apis und Este" (1931), „Das war das Ende"<br />

(1931) und „Weder Kaiser noch König" (1933). Gefolgschaftstreue und<br />

Lehenspflicht wurden von Brehm als höchste Normen sittlichen<br />

Verhaltens gesetzt 35 ). Der erfolgreichste und tiefste Geist unter den<br />

Reichsdichtern aus der Donaumonarchie ist unzweifelhaft Erwin Guido<br />

Kolbenheyer, 1878 zu Budapest als Sohn eines Ministerialarchitekten<br />

geboren (gest. 1962), aber aus eigenem Bekenntnis zeit seines Lebens<br />

Sudetendeutscher. Der k. k. Rittmeister wird Doktor der Philosophie,<br />

Schriftsteller und Ehrendoktor der Medizin. Obwohl nie Parteigenosse,<br />

wenn auch nach 1933 Mitglied der Deutschen Dichterakademie und<br />

Inhaber des Adlerschildes des Deutschen Reiches sowie der Goethe-Medaille,<br />

lebte der Dichter als Flüchtling nach 1945 in ärmlichsten<br />

Verhältnissen und mußte sich, trotz seines mannhaften Eintretens für<br />

den Kollegen Thomas Mann unter <strong>Hitler</strong>, einem Spruch<strong>kam</strong>mer-<br />

Verfahren unterwerfen. Kolbenheyer vertritt in seiner „Bauhütten-<br />

Philosophie" einen biologischen Naturalismus, der sich gelegentlich mit<br />

Chauvinismus und Rassentheorien mischt — obgleich etwa im<br />

„Spinoza" den Juden viel Achtung entgegengebracht ist. Dann wieder<br />

sieht er im übervölkischen Zusammenwirken ein Naturgeschehen (z. B.<br />

in „Naturalistischer Konservativismus", 1929), erkennt als das tiefste<br />

Wesen der deutschen Befreiungsbewegung den Kampf für Europa (in<br />

„Die volksbiologischen Grundlagen der Freiheitsbewegung", 1933) und<br />

wünscht die Zusammenfassung der deutschen Nation als einer aktiven<br />

Einheit — nicht zur Hegemonie über andere Völker, sondern zur<br />

Erhaltung der weißen Rasse („Das Ziel ist Europa!", 1936). Im<br />

Hauptwerk, der „Paracelsus"-Trilogie, wurzelt ein starker deutscher<br />

Sendungsglaube, der im letzten Teil (1924) „Das dritte Reich des<br />

Paracelsus" in dem Schlußwort gipfelt: „Ecce inge-nium teutonicum!"<br />

Der Dichter sagt von diesem Glauben an anderer Stelle: „Andere Völker<br />

werden rascher alt und klar, folgen ihren toten Göttern ins Nichts. Dies<br />

Volk muß steigen und fallen,<br />

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