16.09.2013 Aufrufe

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

Bevor Hitler kam - Parzifal eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

wie Hertling, Kühlmann, Helfferich, Johannes, Delbrück, Ha-venstein,<br />

Sydow, Lentze u. a., aber auch Wirtschaftler wie Walther Rathenau und<br />

Arthur von Gwinner 66 ).<br />

Auch die süddeutschen Bundesstaaten trieben eine eigene<br />

Kriegszielpolitik. Bayern wollte Belgien unter das Zepter der<br />

Witteisbacher bringen und durch eine Landbrücke mit den bayrischen<br />

Erblanden vereinen. Sachsen reflektierte auf die einstmals mit ihm<br />

verbunden gewesene polnische Krone 67 ). Professor Dr. Gustav Roethe<br />

von der Universität Berlin, Geheimer Rat und Sekretär der Preußischen<br />

Akademie der Wissenschaften, äußerte am 3. 9. 1914: „Das ungesunde<br />

Doppelwesen Belgien.. . verdient gewiß nicht weiter zu existieren. Die<br />

Flamen müssen wir allmählich irgendwie zu uns heranziehen. Auch<br />

Dünkirchen ist eine alte flämische Stadt; selbst Calais gehörte einst zur<br />

Hanse..." 68 )<br />

Zwei bezeichnende Stimmen sollen noch aus der Fülle des<br />

imperialistischen Denkens der damaligen Zeit herausgegriffen werden,<br />

um zu zeigen, daß führende Kreise des deutschen Volkes ohne<br />

Unterschied von Rasse, Klasse und Religion, davon eingenommen<br />

waren; — ja wir begegnen sogar immer wieder Männern, denen man<br />

eine solche nationalistische Haltung am wenigsten zutraut, weil sie<br />

später unter der Saat, die sie mit ausstreuen halfen, schwer leiden<br />

sollten, als nämlich ihr bedeutsamster Schüler, Adolf <strong>Hitler</strong>, ihre<br />

Wunschträume konsequent und rücksichtslos zu Ende dachte und zu<br />

erfüllen begann: Der eine ist der spätere radikale Sozialist und jüdische<br />

Schriftsteller Isidor Witkowski, der unter dem Namen Maximilian<br />

Harden (1861 in Berlin ge-boren, 1927 gestorben) als Herausgeber der<br />

„Zukunft" 1892 bis 1923 sich einen großen Leserkreis schuf. Mit dieser<br />

„Ein-mann-Zeitschrift" war er ein wahrer Hecht im Karpfenteich des<br />

deutschen Kaiserreiches, dessen Leserschaft vom Sozialistenführer<br />

Wilhelm Liebknecht bis zum kaiserlichen Kronprinzen reichte, wie sein<br />

Freundeskreis von Ballin und Rathenau über den Schriftsteller Theodor<br />

Fontane bis zum Geheimrat Friedrich von Holstein, der „Grauen<br />

Eminenz" des Auswärtigen Amtes. Als Verfechter altpreußischer<br />

Gesinnung und wahrer deutscher Machtinteressen im Ersten Weltkriege,<br />

als Erfinder der Bezeichnung „Einkreisung", diente Harden seinerzeit<br />

auch dem abgesetzten Reichskanzler Fürst Bismarck als journalistischer<br />

Vertrauter und Vorkämpfer und ließ sich von ihm gegen Kaiser<br />

Wilhelm IL einnehmen — obwohl er sonst doch stockkonservativ war.<br />

Der andere bezeichnende Vertreter alldeutschen Machtwillens ist der<br />

bereits auf Seite 78 erwähnte Otto Dibelius, den das evangelische<br />

135

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!