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Bevor Hitler kam - Parzifal eV

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wie Ebbe und Flut, wie Tal und Gipfel, und es ist kein Fall so tief, daß<br />

dieses Volkes Sehnsucht sich nicht höher aus dem Grunde erhöbe, als<br />

aller Völker Sehnsuchtstraum reicht..." Neben der Bekämpfung eines<br />

allzu ich-betonten Idealismus wird gezeigt, daß der Mensch nur<br />

bestehen kann, wenn er sich in die biologisch übergeordneten<br />

Wirklichkeiten der Art und des Volkes eingliedert. So trat Kolbenheyer<br />

1921 der „Amerikanisierung" der höheren deutschen Schulen entgegen.<br />

Später, 1942, sagt er: „Wer den Geist verrät, verrät sein Volk!" Und<br />

1920 ließ er auf eigene Kosten eine Flugschrift drucken „Wem bleibt<br />

der Sieg?", in der die Worte stehen, daß niemals das Schicksal eines<br />

Prometheus einem Unwürdigen aufgebürdet würde — eine Schau in die<br />

Zukunft seines Volkes und seiner selbst. Sein geistiges Erbe wahrt die<br />

Kolbenheyer-Gesellschaft in Nürnberg.<br />

Schließlich wäre aus der Ostmark noch Rudolf Hans Bartsch zu<br />

registrieren, ein 1873 in Graz geborener ehemaliger Offizier; und der<br />

1886 in Böhmen geborene Frontoffizier des Ersten Weltkrieges Dr.<br />

Mirko Jelusich, ein österreichischer Schriftsteller aus kroatischem<br />

Geschlecht, der das Soldatentum verherrlichte („Der gläserne Berg",<br />

1917) und seinen größten Erfolg mit dem Roman „Der Traum vom<br />

Reich" (Auflage 300 000) 1940 errang; der Träger des Grillparzer-<br />

Preises war bis 1945 Direktor des Wiener Burgtheaters, ehe er lange und<br />

schwere Haft erlitt. Er starb 1969.<br />

Aus dem süddeutschen Lager sei als der wohl bedeutsamste der<br />

konservative Kriegsdichter Rudolf G. Binding vorgestellt. Er war der<br />

1867 in Basel geborene Sohn eines Professors der Rechte, dem wir<br />

weiter unten als Vorkämpfer für die Euthanasie noch begegnen werden.<br />

Der Sohn diente als Rittmeister bei den Husaren und machte sich nach<br />

dem Ersten Weltkriege als Schriftsteller bald solch einen Namen, daß er<br />

1932 die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaften und 1934 die<br />

Vize-Präsidentschaft der Deutschen Akademie der Dichtung erhielt.<br />

1927 war er bereits Ehrendoktor der Philosophie geworden. Binding sah<br />

das Ziel seines Wirkens und das der Entwicklung seiner Zeit in einer<br />

„Religion der Wahrhaftigkeit": „Ich glaube an kein Jenseits: um des<br />

Diesseits willen. Ich glaube an keine Unsterblichkeit: um des Lebens<br />

willen. Ich glaube an keinen Gott: um des Menschen und jeglicher<br />

Gestalt willen!" Zum Nationalsozialismus erst noch skeptisch<br />

eingestellt, hat ihn die Feier des 1. Mai 1933 zutiefst beeindruckt. Hier<br />

sah er plötzlich seinen Wunsch der Erfüllung nahe: „Ein Volk, das<br />

wieder an sich glaubt!" So schreibt er denn im selben Monat seinem<br />

jüdischen Verlage Rütten & Loening,<br />

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