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Die Ursprünge Berns - Dillum

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56Ganze Forschergilden widmen sich diesen Dokumenten. Seit baldzwei Jahrhunderten werden Urkunden in unförmigen Wälzern zumangeblichen Nutzen der Forschung herausgegeben.Aber schaut man sich einmal ein paar Urkunden an, liest in ihnenund analysiert Schrift und Gestaltung, so schüttelt man bald denKopf: Wie können sich Wissenschafter von solchen haarsträubendenFälschungen einnehmen lassen?Urkunden sind Erzeugnisse der barocken Geschichtserfindung.Durch Quellenstudien habe ich herausgefunden, daß die meistenderartigen Dokumente etwa zwischen 1750 und 1770 geschriebenwurden.Das alte Bern war führend in der Urkundenproduktion. Allein dasVerzeichnis jener Dokumente, die der Historiograph Gottlieb Emanuelvon Haller hinterlassen hat, füllt drei dicke Foliobände.Ende der 1750er Jahre „entdeckte“ man in Basel die heute wohl bekanntesteUrkunde, den Bundesbrief von 1291. – Erst durch diesesDokument wurde die Bundesgründung auf jenes Datum verlegt. Vorhergalt die Jahrzahl 1307; ursprünglich 1314 oder sogar 1260.Für den getürkten Bundesbrief hat man in den 1930er Jahren im Zugeder moralischen Selbstbehauptung der Eidgenossenschaft inSchwyz bekanntlich ein eigenes Museum gebaut.Auch Bern hat eine Urkunde, die fast wie eine Reliquie angesehenwird. <strong>Die</strong> Rede ist von der bereits erwähnten Handfeste <strong>Berns</strong>, einerArt Stadtrecht, angeblich ausgestellt von König Friedrich II. von Hohenstaufenim Jahre 1218.Über die Berner Handfeste wurde in den letzten anderthalb Jahrhundertenunter Gelehrten unglaublich viel gestritten und eine MengeTinte und Druckerschwärze verbraucht.Der Historiker Hans Strahm hat im Jubiläumsjahr 1953 ein 130-seitiges Buch verfaßt, einzig und allein um zu beweisen, daß die Urkundevon „1218“ tatsächlich dann ausgestellt und hundertprozentigecht sei.Doch wenn man nur etwas Kenntnisse und kritischen Geist anwendet,so wird die Handfeste von Bern bald zu einem mittelmäßigenund ärgerlichen Stück Pergament.Ein paar Einwände sollen genügen.<strong>Die</strong> Urkunde ist lateinisch geschrieben, ohne Absätze, mit überlangenZeilen: Wer vermochte aus einem angeblich so wichtigen Do-

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