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"25 Jahre Psychiatrie-Enquete" Teil II - Aktion Psychisch Kranke e.V.

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Martin Pfaff<br />

c) Abbau von Überkapazitäten oder auch Bereinigung von Unterkapazitäten.<br />

(Im Kontext von <strong>Psychiatrie</strong> ist sicherlich in wesentlichen<br />

Bereichen Unterversorgung Realität)<br />

d) Preisfestlegung;<br />

e) Mengenbegrenzung durch den Staat oder in Verträgen<br />

f) Reform des Honorierungs- und Vergütungssystems<br />

Die Administration oder der Staat arbeiten Hand in Hand mit dem<br />

»Markt« und ordnen oder lenken ihn mit den beschriebenen Instrumenten.<br />

Thematisiert man eine nachfrage- und angebotsorientierte<br />

Steuerung, so setzt sich die Nachfrageseite aus folgenden Elementen<br />

zusammen:<br />

a) Ausweitung der Selbstbeteiligungsformen<br />

b) Ausgliederung versicherungsfremder Leistungen<br />

c) Kostenerstattung<br />

d) Prävention<br />

e) Gesundheitserziehung<br />

f) Früherkennung<br />

g) Information<br />

h) Mehr Wahlfreiheit<br />

Im Fall der angebotsorientierten Steuerung ist zwischen Makro- und<br />

Mikroebene zu unterscheiden. Aspekte der Makroebene:<br />

a) Stärkung der Budgetierung<br />

b) Kontrolle der Angebotskapazität<br />

c) Steuerung der Arztzahlen<br />

d) Steuerung der <strong>Kranke</strong>nhauskapazität<br />

e) Abbau von Über- und Unterversorgung<br />

f) Finanzielle Anreize zu wirtschaftlichem Verhalten<br />

g) Engere Verzahnung der Leistungsbereiche<br />

Die Mikroebene umfasst Elemente der Mengen- und Preisteuerung.<br />

Zudem spielt die Veränderung der institutionellen Rahmenbedingungen<br />

eine Rolle. Neben diesen gängigen Klassifikationen existieren<br />

noch weitere wie beispielsweise Input- oder Output-Steuerung<br />

– je nachdem, ob man beim Ressourceneinsatz oder bei der Versorgungsleistung<br />

direkt ansetzt. Bewertet man die beschriebenen Mechanismen<br />

anhand des eingangs beschriebenen sozialpolitischen<br />

Kompasses, so sind folgende Themen näher zu beleuchten:<br />

Zukunft des Gesundheitswesens: Angebotsorientierte<br />

Marktwirtschaft oder bedarfsorientierte Steuerung?<br />

� Selbstbeteiligung<br />

� Kostenerstattung<br />

� Einfrieren von Arbeitgeberbeiträgen<br />

� Abschaffung des Sachleistungsprinzips<br />

198 199<br />

Diese Instrumente sind für eine soziale <strong>Kranke</strong>nversicherung, die<br />

den eingangs beschriebenen politischen Vorgaben folgen soll, eindeutig<br />

kontraproduktiv. Schwieriger fällt die Beurteilung der Rolle<br />

des Wettbewerbs in einer sozialen <strong>Kranke</strong>nversicherung. Denn Wettbewerb<br />

ist kein konstitutives Element einer sozialen <strong>Kranke</strong>nversicherung,<br />

existierte jedoch in der Praxis schon immer. Wahlfreiheit<br />

bedingt Wettbewerb, ob gewollt oder nicht. Die Politik unterstützt<br />

mehr Wettbewerb. In Lahnstein wurde Entsprechendes verabschiedet.<br />

Es war nicht hinnehmbar, dass Arbeiter weniger Wahlmöglichkeiten<br />

haben sollten als Angestellte. Diese »klassische« Abstufung<br />

wurde spätestens durch die gesellschaftliche Entwicklung und den<br />

technischen Fortschritt überholt. Eine Ausweitung der Wahlmöglichkeiten<br />

bedingt natürlich auch eine Verschärfung des Wettbewerbs.<br />

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen<br />

Wettbewerb stattfindet. Selbstverständlich muss Chancengleichheit<br />

gewährleistet sein. Wettbewerb darf nicht in der Form<br />

stattfinden, dass sich eine Gruppe auf das »Rosenpicken« konzentrieren<br />

kann und andere Gruppen diese Möglichkeit nicht besitzen.<br />

Wettbewerb ist somit dort sinnvoll, wo er die originären Ziele einer<br />

sozialen <strong>Kranke</strong>nversicherung nicht verletzt. Bei gerechter Ausgestaltung<br />

bietet der Wettbewerb vielmehr auch Chancen. Um zu<br />

verhindern, dass Versicherte mit ihren Beiträgen überhöhte Preise zahlen,<br />

ist es durchaus sinnvoll, Wettbewerb bei Vorherrschen monopolistischer<br />

und oligopolistischer Strukturen zuzulassen. Auch die<br />

europäische Entwicklung bietet in diesem Zusammenhang Chancen<br />

für die Versicherten. Solange die vom sozialpolitischen »Kompass«<br />

vorgegebene Richtung nicht verletzt wird, ist Wettbewerb als<br />

Instrument durchaus akzeptabel. Dabei müssen aber die Wettbewerbsformen<br />

genauer geprüft werden: Wenn diese den Vorgaben der<br />

sozialen <strong>Kranke</strong>nversicherung nicht entsprechen, so ist eine Umsetzung<br />

nicht sinnvoll.<br />

Preise sind kein originäres Steuerungselement in der sozialen<br />

<strong>Kranke</strong>nversicherung. Als Beispiel sei die diagnosebezogene Fallpauschale<br />

im <strong>Psychiatrie</strong>bereich angeführt. Dieser Bereich wurde bei

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