"25 Jahre Psychiatrie-Enquete" Teil II - Aktion Psychisch Kranke e.V.
"25 Jahre Psychiatrie-Enquete" Teil II - Aktion Psychisch Kranke e.V.
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ärztin und nicht die psychiatrischen Einrichtungen, die Ansprechpartnerinnen<br />
dieser Patientinnen und Patienten sind. Durch langjährige<br />
Betreuung von Familien sind Hausärztinnen bzw. Hausärzte<br />
häufig die Ersten, denen psychische und soziale Verhaltensauffälligkeiten<br />
von Jugendlichen zugänglich werden. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie an den Universitätskliniken<br />
der RWTH Aachen wurde ein Screeningverfahren<br />
eingesetzt zum »alltäglichen Umgang mit Jugendlichen in der Praxis.«<br />
Unerwartete Probleme dieser Altersgruppe können zum Vorschein<br />
kommen, die nicht unbedingt einer Therapie oder Behandlung<br />
bedürfen, aber die dennoch zeigen, welche Hilfen angeboten<br />
werden müssen. Oftmals sind es klärende Gespräche mit den Eltern<br />
bzw. den Jugendlichen alleine, die hilfreich sein können. Hier<br />
ist auch wieder der soziale Rückzug, körperliche Beschwerden und<br />
ängstlich-depressives Verhalten, das in 14 Items neben einer allgemeinen<br />
Ängstlichkeit und Nervosität auch auf Klagen über Einsamkeit,<br />
soziale Ablehnung, Minderwertigkeits- und Schuldgefühle sowie<br />
traurige Verstimmung hinweist.<br />
Zusammenfassung<br />
Waltraut Kruse Zur Situation der Hausärztinnen und -ärzte<br />
Die spezifische Arbeitssituation der Allgemeinärztinnen und -ärzte<br />
orientiert sich am unausgelesenen <strong>Kranke</strong>ngut mit einer Vielfalt unspezifischer<br />
Symptomangebote aus allen Bereichen der Medizin.<br />
Zweifellos sind die Hausärztin und der Hausarzt die ersten Ansprechpartner<br />
für Menschen mit psychischen Störungen. Damit haben sie<br />
aber auch die Verantwortung, seelische Erkrankungen rechtzeitig zu<br />
erkennen. Eine zuverlässige Diagnose ist umso wichtiger, als eine gezielte,<br />
aber auch ausreichend hoch- und langdosierte pharmakologische<br />
Behandlung oft sehr wirksam ist. So behandeln Hausärztinnen<br />
und -ärzte etwa 70 bis 90 % aller Depressionen, wobei aber weniger<br />
als 10 % der Patientinnen und Patienten direkt und offen ihre psychischen<br />
Beschwerden in den Vordergrund stellen.<br />
Psychiatrische Krankheitsbilder in der hausärztlichen Praxis<br />
� Affektive Störungen (Major-Depression, manische Episode u.a.)<br />
� Angststörungen (Panikstörung, Agoraphobie, spezifische Phobien,<br />
soziale Phobie u.a.)<br />
86 87<br />
� Somatoforme Störungen (Somatisierungsstörung, Konversionsstörung,<br />
Schmerzstörung u.a.)<br />
� Sexuelle Störungen<br />
� Essstörungen<br />
� Schlafstörungen<br />
� Persönlichkeitsstörungen<br />
� Kognitive Störungen (Delir, Demenz u.a.)<br />
� Störungen durch Substanzkonsum (Alkohol, Drogen)<br />
Konsequenzen für die Praxis<br />
In der Weiterbildung: Angehenden Allgemeinmedizinerinnen und -medizinern<br />
sollte die Möglichkeit gegeben werden, während ihrer Weiterbildung<br />
eine angemessene Zeit in einer Psychiatrischen Poliklinik<br />
zu arbeiten und dort Erfahrungen für die Praxis zu sammeln.<br />
In der Fortbildung: Kenntnisse über psychiatrische Untersuchungen<br />
und vor allen Dingen über Pharmakotherapie und die Wirksamkeit<br />
einer Behandlung sind zu erwerben, zum Beispiel bei depressiven<br />
oder somatoformen Störungen. Eine zuverlässige Diagnose ist umso<br />
bedeutsamer, da eine gezielte wie auch ausreichend hoch und lang<br />
dosierte psychopharmakologische Behandlung wirksam ist und auch<br />
von der Hausärztin bzw. dem Hausarzt entsprechend eingesetzt<br />
werden sollte.<br />
Literatur<br />
BENKERT O, HIPPIUS H. Psychiatrische Pharmakotherapie. Berlin u.a.:<br />
Springer1986<br />
KEREK-BODDEN HE, SCHACH E, SCHARTZ E. Eine Erhebung über die<br />
ambulante medizinische Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland.<br />
wissenschaftliche Reihe des zentralinstituts für die kassenärztliche<br />
Versorgung in der BRD. Band 39.1, Köln: Deutscher Ärzte-Verlag 1989;.<br />
FAUST V. Depressionsfibel. 2. Aufl., Stuttgart: Fischer 1989<br />
RUDOLF G. Therapieschemata <strong>Psychiatrie</strong>. 2. Aufl., München u.a.: Urban &<br />
Schwarzenberg 1991<br />
RIEF W, CUNTZ U, FICHTER M.M. Diagnostik und Behandlung somatoformer<br />
Störungen (Funktioneller körperlicher Beschwerden). <strong>Psychisch</strong>e<br />
Erkrankungen, Diagnose, Therapie, Prognose, Begutachtung, Versicherungsmedizin<br />
53. 2001; 1–12