"25 Jahre Psychiatrie-Enquete" Teil II - Aktion Psychisch Kranke e.V.
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Wolfgang Rutz <strong>Psychiatrie</strong> in Europa – Probleme, Fortschritte und Herausforderungen<br />
Abb. 3: Kardiovaskuläre Erkrankungen, alle Altersgruppen, pro 100.000,<br />
aus (4)<br />
Abb. 4: Unterschiede in der Lebenserwartung Frauen und Männer, aus (4)<br />
244 245<br />
angebot aufzubauen, welches unterschiedliche Berufsgruppen vereint<br />
(5, 6).<br />
Die WHO konzentriert sich in besonderem Maße auf die seelische<br />
Gesundheit von Flüchtlingen (7). Ferner wurde der Weltgesundheitsbericht<br />
und der Weltgesundheitstag 2001 dem Thema »<strong>Psychisch</strong>e<br />
Gesundheit« gewidmet (8). Die WHO ist darum bemüht,<br />
gemeinsam mit anderen Arbeitsgruppen innerhalb der Europäischen<br />
Union Qualitätsmerkmale zu entwickeln, welche an die HFA (Health<br />
For All) Daten angefügt werden können und leicht erhebbar, zugänglich<br />
und kontrollierbar sind. Die Ergebnisse einer Umfrage über<br />
psychische Gesundheit in allen Ländern Europas werden im Herbst<br />
2001 im Rahmen der Veröffentlichung des Weltgesundheitsberichts<br />
veröffentlicht. Es soll keine Rangliste aufgestellt werden, sondern<br />
man ist bemüht, vergleichbare Merkmale zu finden, um mithilfe<br />
dieser ein genaueres Bild des psychiatrischen Gesundheitswesens innerhalb<br />
Europas zu zeichnen.<br />
Ausmaß notwendiger Veränderungen innerhalb<br />
des psychiatrischen Hilfesystems<br />
Während in <strong>Teil</strong>en Osteuropas psychiatrische Großanstalten mit erheblicher<br />
und kustodialer Hospitalisierung existieren, herrscht stellenweise<br />
in Westeuropa eine psychiatrische Unterversorgung auf<br />
gemeindenaher Ebene, nach Dezentralisierung und Abschaffung<br />
großer <strong>Kranke</strong>nhäuser. Der Fokus der WHO liegt auf der gemeindenahen<br />
<strong>Psychiatrie</strong>versorgung, welche Betroffenen professionelle<br />
Hilfe in ihrem gewohnten Umfeld anbietet. Diese Form der Hilfe<br />
soll die Menschen innerhalb ihres sozialen Netzwerkes also an ihrem<br />
Lebensmittelpunkt erreichen. Ein Problem hierbei ist die Schwierigkeit,<br />
Dezentralisation mit einem qualifizierten Gesundheitswesen<br />
zu verbinden. Es ist zwar leicht, Hilfsangebote zu dezentralisieren,<br />
jedoch muss hierfür oft ein hoher Preis gezahlt werden. Da es offensichtlich<br />
in psychiatrischen Großanstalten leichter ist, konkrete<br />
und spezialisierte Hilfe für Patientinnen und Patienten umzusetzen,<br />
geht Dezentralisation in der Regel mit einer weniger qualifizierten<br />
Patientinnenversorgung einher. Die Herausforderung besteht darin,<br />
gemeindenahe psychiatrische Dienste mit gut zugänglichen professionellen<br />
Angeboten und anerkannten Behandlungsmöglichkeiten<br />
zu kombinieren. Dies könnte möglicherweise durch die Einbezie-