"25 Jahre Psychiatrie-Enquete" Teil II - Aktion Psychisch Kranke e.V.
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von einer Finanzierung auszugrenzen – die Solidarität ist nicht auf<br />
die Finanzierung der Leistungsanbieter gerichtet, sondern auf die<br />
Versorgung von <strong>Kranke</strong>n. Marktwirtschaft und Solidarität in der<br />
<strong>Kranke</strong>nversorgung sind nicht verträglich. Notwendig ist vielmehr<br />
ein Wettbewerb um die Steuerung des Versorgungsbedarfs nach<br />
Effektivität und Effizienz – denn der würde vor allem den <strong>Kranke</strong>n<br />
nutzen.<br />
Literatur<br />
Gerd Glaeske<br />
1. ARNOLD M. Warum stellt sich das Thema »Ethik der Gesundheitsökonomie«?<br />
In: MOHR J, SCHUBERT Ch (Hrsg). Ethik der Gesundheisökonomie.<br />
Springer, Heidelberg, 1992. 1–10<br />
2. LANGE S, RICHTER K, KöBBERLING J. Knochendichtemessung zur<br />
Früherkennung der Osteoporose – Entscheidungshilfe oder Selbstzweck.<br />
Jahrbuch Kritische Medizin, Argument-Berlin. 1994; 22: 56–78<br />
3. GLAESKE G, WALZIK E. Das Primärarztsystem – eine Versorgungsalternative<br />
für die Zukunft? Die Ersatzkasse 1994; 9: 338–342<br />
4. FISCHER N. EBM-Reform 1996. Weiterentwicklung der Vergütungsstruktur<br />
in der ambulanten Versorgung. Die Ersatzkasse 1995; 11: 442–<br />
448<br />
5. SACHVERSTÄNDIGENRAT FÜR DIE KONZERTIERTE AKTION IM GeSUND-<br />
HEITSWESEN. Sondergutachten 1989 bzw. 1995. Baden-Baden: Nomos<br />
1989 bzw. 1995<br />
6. SCHWABE U, PAFFRATH D (Hrsg.). Arzneiverordnungs-Report 2000.<br />
Heidelberg, Springer. 2000<br />
7. GLAESKE G, KELLERMANN-WACHTEL P, MATTHESIUS G. Versorgung<br />
von Diabetes-Patienten. Jahrbuch für kritische Medizin, Argument,<br />
Berlin1999. 31, 18–36<br />
8. GLAESKE G. Psychotrope und andere Arzneimittel mit Abgängigkeitspotenzial.<br />
In: DEUTSCHE HAUPTSTELLE GEGEN DIE SUCHT-<br />
GEFAHREN (DHS) (Hrsg). Jahrbuch Sucht 2001. Geesthacht, Neuland.<br />
2001: S. 63–79<br />
9. BASAGLIA F. Vorwort In: FINZEN A. Medikamentenbehandlung bei<br />
psychischen Störungen. Bonn: <strong>Psychiatrie</strong>-Verlag, 1991<br />
Angebotsorientierte Marktwirtschaft oder<br />
bedarfsorientierte Steuerung bei der Erbringung<br />
personenzentrierter Komplexleistungsprogramme<br />
für schwer und chronisch psychisch kranke Menschen<br />
Peter Kruckenberg<br />
220 221<br />
Komplexe Systeme benötigen intelligente Steuerung, damit sie unterschiedliche<br />
Aufgaben mit spezifischen Zielvorgaben in einem sich<br />
wandelnden Umfeld bewältigen können. Die Steuerung ist umso<br />
schwieriger, je mehr <strong>Teil</strong>systeme in Wechselwirkung mit einander<br />
stehen und je größer die relative Autonomie der einzelnen <strong>Teil</strong>systeme<br />
ist, d.h. je mehr es sich um selbstorganisierte Systeme handelt.<br />
Dabei kommt es entscheidend auf die Motivation der Akteure<br />
an. Es ist gute deutsche Gewohnheit zu glauben, dass sich menschliches<br />
Verhalten vor allem durch Regeln mit Sanktionsandrohungen<br />
und zweitens vielleicht durch orale Zuwendungen – im Erwachsenenalter<br />
in Form von Geld – beeinflussen lässt. Natürlich ist beides<br />
nicht zu vernachlässigen, aber das entscheidende Moment für<br />
eine sinnvolle Weiterentwicklung sozialer Systeme ist die intrinsische<br />
Motivation. Sie wird aus unterschiedlichen Quellen gespeist, insbesondere<br />
aus der unmittelbaren Befriedigung bei der Arbeit selbst,<br />
aus guten Ergebnissen, aus der für die Arbeit erhaltenen Anerkennung,<br />
aus einem guten Arbeitsklima, aus der Identifikation mit dem<br />
Betrieb, dem Gefühl der Sinnhaftigkeit der Arbeit, einer Vision von<br />
der Zukunft u.a.m. Soziale Systeme als im Wesentlichen selbstorganisierte<br />
Systeme sind auch in ihren Wirkungszusammenhängen<br />
höchst komplex. Man wundert sich immer wieder, wie einflussreiche<br />
Akteure im Gesundheitssystem zu extremen Formen der Komplexitätsreduktion<br />
neigen, etwa, wenn sie Glauben machen wollen,<br />
dass die Optimierung der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung<br />
weitestgehend durch feste Planungsvorgaben und festgelegte<br />
Verfahrensabläufe oder aber quasi im Gegenteil fast ausschließlich<br />
durch Deregulierung und Marktmechanismen zu erreichen sei. Als<br />
Psychiater muss man vermuten, dass es sich bei diesen Haltungen<br />
entweder um interessengeleitete Täuschungsversuche oder um Akte<br />
der Hilflosigkeit, sozusagen Regression auf das Niveau magischer<br />
Bewältigungsversuche handelt. Bei der Optimierung der gesundheitlichen<br />
Versorgung geht es im politischen Raum vor allen Dingen