"25 Jahre Psychiatrie-Enquete" Teil II - Aktion Psychisch Kranke e.V.
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Peter Kruckenberg<br />
Peter Kruckenberg knüpft an Vorarbeiten der AKTION PSY-<br />
CHISCH KRANKE an und zeigt, dass der bedarfsnotwendige Wandel<br />
von institutions- zu personenzentrierten regionalen psychiatrischen<br />
Hilfesystemen durch das ineinander greifen komplexer Steuerung<br />
auf der Arbeitsebene, der Leistungserbringerebene und der Finanzierungsebene<br />
erfolgen kann.<br />
Die Rahmenbedingungen hierfür würden durch ein »mutiges<br />
SGB IX« deutlich verbessert werden können.<br />
Zukunft des Gesundheitswesens: Angebotsorientierte<br />
Marktwirtschaft oder bedarfsorientierte Steuerung?<br />
Martin Pfaff<br />
194 195<br />
In der Politik im Allgemeinen und in der Sozialpolitik im Besonderen<br />
haben sich die einzelnen Funktionsbereiche des Staates zu hochspezialisierten<br />
Systemen ausgebildet. Für Reformen und Weiterentwicklungen<br />
dieser Systeme, in unserem Fall des öffentlichen<br />
Gesundheitswesens, bedarf es klarer Zielvorgaben, anhand welcher<br />
Reformmaßnahmen eingeordnet und bewertet werden können.<br />
Diese Zielvorgaben sind politische Zielvorgaben: Sie gleichen einem<br />
Kompass, der die Richtung vorgibt. Für die sozialen Sicherungssysteme<br />
existiert ein verblüffend einfacher Kompass, der von den<br />
Gründervätern und -müttern dieser Systeme vorgegeben wurde. Für<br />
die gesetzliche <strong>Kranke</strong>nversicherung besteht dieser Kompass aus<br />
zwei einfachen, aber wesentlichen Prinzipien und drei Nebenbedingungen.<br />
Erstes Prinzip: Das Bedarfsprinzip der Inanspruchnahme<br />
Dieses Prinzip bedeutet, dass jeder Mann, jede Frau und jedes Kind<br />
im Krankheitsfall Leistungen nach dem Bedarf und nur nach dem<br />
Bedarf in Anspruch nehmen kann. Es ist nach diesem Prinzip auszuschließen,<br />
dass der Leistungszugang durch den Umfang der Geldbörse<br />
bestimmt wird. Daher sind Steuerungsinstrumente, die beim<br />
Preis ansetzen, wie z.B. Zuzahlungen, nach dem Bedarfsprinzip zu<br />
hinterfragen.<br />
Zweites Prinzip: Das Leistungsfähigkeitsprinzip der Finanzierung<br />
Für die Finanzierung der gesetzliche <strong>Kranke</strong>nversicherung, heißt<br />
dieses Prinzip, auch Solidarprinzip genannt, dass diejenigen mit den<br />
»breiteren Schultern« bei gleichem Beitragssatz für dieselben Leistungsansprüche<br />
einen absolut höheren Beitrag zahlen als jene mit<br />
»schmäleren Schultern«. Beitragsbemessungs- und Versicherungspflichtgrenzen<br />
in der sozialen Sicherung verletzen eigentlich dieses<br />
Prinzip. Es stellt sich somit die Frage: Wo beginnt und wo endet<br />
Solidarität?