"25 Jahre Psychiatrie-Enquete" Teil II - Aktion Psychisch Kranke e.V.
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Iris Hölling<br />
»1. Ziel der Vereinigung ist es die Rechte der (Ex-) NutzerInnen und<br />
Überlebenden der <strong>Psychiatrie</strong> zu definieren, zu verbreiten, voranzutreiben<br />
und zu verbessern, Alternativen zum konventionellen<br />
psychiatrischen System zu schaffen und zu unterstützen und<br />
psychiatrischen Missbrauch in Europa zu verhindern.<br />
2. Die Vereinigung soll diese Ziele, neben anderen Aktivitäten, erreichen,<br />
indem sie:<br />
� jede Art von Diskriminierung von Personen, die dem psychiatrischen<br />
System unterworfen sind oder waren, anprangert.<br />
� die Entwicklung von <strong>Psychiatrie</strong>-Betroffenen-Organisationen in<br />
allen europäischen Ländern unterstützt.<br />
� auf europäischer Ebene die politik-bestimmenden Institutionen<br />
beeinflusst mit dem Schwerpunkt auf Gesetzgebung und Menschenrechtsangelegenheiten.<br />
� die <strong>Psychiatrie</strong> entmedikalisiert.<br />
� <strong>Psychiatrie</strong>–Betroffenen die Möglichkeit bietet, miteinander zu<br />
kommunizieren, sodass sie Meinungen, Perspektiven und Erfahrungen<br />
austauschen und sich gegenseitig in ihrem persönlichen,<br />
politischen und sozialen Kampf gegen psychiatrische Ungerechtigkeit<br />
und Stigmata unterstützen können.<br />
� die Autonomie <strong>Psychiatrie</strong>-Betroffener, ihre eigenen Entscheidungen<br />
zu treffen, unterstützt.<br />
3. Die Vereinigung ist gegen jeden einseitige Herangehensweise an<br />
psychische und emotionale Belastungen, Verrücktsein, menschliches<br />
Leiden und ungewöhnliche Verhaltensweisen und gegen<br />
deren Stigmatisierung.« (4)<br />
Die meisten <strong>Psychiatrie</strong>-Betroffenen, die sich innerhalb von ENUSP<br />
begegnen, schätzen den Austausch und die Kultur des Respekts sehr<br />
trotz des Spektrums politischer, kultureller, religiöser und persönlicher<br />
Differenzen. Über dieses Forum für Austausch hinaus, geht es<br />
ENUSP darum, eine entscheidende Rolle auf dem internationalen<br />
Feld zu spielen, auf dem <strong>Psychiatrie</strong>politik diskutiert und gestaltet<br />
wird. Daher versucht ENUSP, die Vorbereitung und Gestaltung internationaler<br />
Konferenzen mitzubestimmen, und die Meinungen der<br />
eigentlichen ExpertInnen auf die Tagesordnung zu setzen, d.h. <strong>Psychiatrie</strong>-Betroffene<br />
selbst zu Wort kommen zu lassen. VertreterInnen<br />
von ENUSP finden es oft äußerst schwierig, dieses Ziel zu erreichen,<br />
und sehen die Gefahr, nur als Alibi zu dienen. Das Ideal einer part-<br />
Über die Unmöglichkeit der <strong>Psychiatrie</strong>-Betroffenen-Position<br />
<strong>25</strong>8 <strong>25</strong>9<br />
nerschaftlichen Zusammenarbeit von psychiatrisch Tätigen und<br />
<strong>Psychiatrie</strong>-Betroffenen, in der die Betroffenen gleichermaßen vertreten<br />
und die gleichen Entscheidungs- und Einflussmöglichkeiten<br />
haben, wird bisher kaum erreicht.<br />
Um die europäische <strong>Psychiatrie</strong>politik zu beeinflussen und mitzugestalten,<br />
kommentiert und debattiert ENUSP Erklärungen, Positionspapiere,<br />
Politikrichtlinien der EU, Vereinten Nationen, Weltgesundheitsorganisation<br />
und anderer wichtiger Organisationen. Im<br />
April 1997 wurde ENUSP z.B. von der WHO gebeten, die geplante<br />
Erklärung zur Qualitätssicherung der psychiatrischen Versorgung zu<br />
kommentieren. ENUSP machte u.a. folgende Vorschläge, um die<br />
Menschenrechte von <strong>Psychiatrie</strong>-Betroffenen zu fördern:<br />
»� (Ex-)NutzerInnen und Überlebende der <strong>Psychiatrie</strong> sollten zu<br />
Anhörungen eingeladen werden, bevor Gesetze beschlossen und<br />
eingeführt werden;<br />
� (Ex-)NutzerInnen und Überlebende der <strong>Psychiatrie</strong> sollten eingeladen<br />
werden, Ombudsmänner und -frauen auf nationaler<br />
Ebene zu werden;<br />
� es sollte ein Gremium auf nationaler Ebene geben, an dem (Ex-)<br />
NutzerInnen und Überlebende der <strong>Psychiatrie</strong> beteiligt sind, das<br />
die Menschenrechte derjenigen, die psychische Störungen haben<br />
oder vermeintlich haben, überwacht und neue Behandlungsmethoden<br />
und Entscheidungen von Ethikkommissionen in Forschungsfeldern<br />
aufzeichnet;<br />
� (Ex-)NutzerInnen und Überlebende der <strong>Psychiatrie</strong> sollten bezahlt<br />
in die Ausbildung und Bewertung von im Gesundheitsund<br />
<strong>Psychiatrie</strong>bereich Tätigen einbezogen werden;<br />
� irreversible Behandlungen von psychischen Störungen wie psychiatrische<br />
Psychopharmaka, Elektro- und Insulinschocks sollten<br />
nie an zwangsuntergebrachten/unfreiwilligen PatientInnen<br />
oder ohne informierte Zustimmung durchgeführt werden. PsychiaterInnen,<br />
die PatientInnen ohne informierte Zustimmung<br />
behandeln, sollten ihre Approbation verlieren;<br />
� klinische Versuche und experimentelle Behandlungen sollten nie<br />
an unfreiwilligen PatientInnen ohne informierte Zustimmung<br />
durchgeführt werden. Einrichtungen, die irgendeine dieser Maßnahmen<br />
durchführen, sollten verpflichtet werden zu beweisen,<br />
dass entstandene Schäden nicht durch diese Maßnahmen verursacht<br />
wurden;