"25 Jahre Psychiatrie-Enquete" Teil II - Aktion Psychisch Kranke e.V.
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stieg auswärtiger Unterbringungen und einem Anstieg der Einweisungen<br />
in die geschlossene <strong>Psychiatrie</strong> – trotz Rückgang der Anzahl<br />
der Kinder.<br />
Die Konsequenzen<br />
� Forderungen nach Jugendpsychiatrieplätzen, Spezialeinrichtungen,<br />
geschlossenen und stationären Hilfen<br />
� Der Jugendhilfeetat steigt: Er ist seit 1991 von damals 123,3 Millionen<br />
DM bis 1999 auf 228,3 Millionen DM angestiegen!<br />
Zusammenfassung<br />
Charlotte Köttgen<br />
Die Frage nach geschlossener Unterbringung und Ausbau von <strong>Psychiatrie</strong>betten<br />
verlangt nach einer Überprüfung der Kooperation und<br />
Koordination der Regelversorgung insgesamt:<br />
� Ist die Zusammenarbeit der Dienste strukturell verankert?<br />
� Sollen Ausgrenzungsprozesse verhindert werden?<br />
Die Hamburger Erfahrungen zeigen: Je besser die Zusammenarbeit<br />
gelang, desto weniger Weiterverweisungen an andere, vermeintlich<br />
kompetentere Fachleute gab es. Die Jugendhilfe hatte begonnen, sich<br />
aus dem Souterrain der Justiz und Jugendpsychiatrie zu befreien.<br />
Abschiebekarrieren wurden unterbunden. Die Helferinnensysteme<br />
sollen zur Stabilisierung und nicht zur Problemverschiebung beitragen.<br />
Gemeinsame Kompetenzen entwickeln sich in gemeinsamer<br />
regionaler Verantwortung. Individuelle Lösungen müssen bei Einzelfällen<br />
entwickelt werden.<br />
Werden Leitlinien und Grundsätze verlassen, kommt es zur folgenden<br />
Entwicklung:<br />
� Geschlossene Institutionen werden belegt, wenn sie angeboten<br />
werden.<br />
� Ausgebaute Institutionen und auch Anstalten überleben länger<br />
als die Fachleute mit kompetentem Fachwissen.<br />
� Institutsleiterinnen und -leiter kämpfen für den Ausbau von Institutionen.<br />
� Bei Anhäufung problematischer junger Leute kumulieren die<br />
Probleme und verlangen nach neuen – noch – spezielleren Einrichtungen.<br />
Erfahrungen mit der Frage nach der geschlossenen<br />
Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in Hamburg<br />
174 175<br />
� Die geschlossenen Institutionen werden nicht an einer Erfolgsbilanz,<br />
ob sie zur (Des)-Integration beigetragen haben, bemessen.<br />
� Fachleute werden an den widersprüchlichen Aufgaben, die sich<br />
aus dem PsychKG, JGG und KJHG ergeben, verschlissen: Erziehen,<br />
Strafen, Therapien, Heilen?<br />
Die Untersuchungsergebnisse aus den Hamburger<br />
Erfahrungen zusammengefasst<br />
� Ohne gemeinsame Versorgungsverantwortung in der Region<br />
wird abgeschoben. Je kooperativer, regionalisierter und entspezialisierter<br />
die Hilfen sind, desto weniger Repression – in allen<br />
Bereichen.<br />
� Je mehr gemeinsame – ambulante, zugehende – Problemlösungskompetenz<br />
im Grenzbereich entwickelt wird, desto weniger (geschlossene)<br />
Unterbringung.<br />
� Spezialistinnen und Spezialisten qualifizieren die Jugendhilfe<br />
durch Unterstützung der Hilfeplanungsprozesse zugunsten Stabilität,<br />
Kontinuität, Entwickeln von Perspektiven ...<br />
� Je mehr die Aufgaben und Versorgungszuständigkeiten geklärt<br />
sind, desto weniger werden Kinder Opfer der Streitigkeiten von<br />
Fachleuten, hier: zwischen Jugendhilfe – Jugendpsychiatrie –<br />
Strafvollzug.<br />
� Je besser qualifiziert die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter<br />
in der Unterbringung sind, desto weniger Auswärtsverlegungen<br />
erfolgen.<br />
Die Gründe für eine geschlossene Unterbringung sind sowohl nach<br />
dem PsychKG als auch nach dem BGB §1631 geregelt. Kein junger<br />
Mensch sollte länger als die Gefahr anhält, geschlossen untergebracht<br />
sein. Alles andere ist Freiheitsberaubung (SCHLINK 1997).<br />
Ansonsten finden rechtsstaatliche Grundsätze Anwendung (JGG).<br />
Zu recht soll bei Jugendlichen die Hilfe zur Integration im Vordergrund<br />
stehen oder – wie dies im KJHG genannt wird – der erzieherische<br />
Auftrag. Hoffnungen auf Problemlösungen durch abgelegene<br />
Institutionen und Spezialeinrichtungen haben sich als Ideologie<br />
erwiesen. Sie haben zu keinem Zeitpunkt der Geschichte die Hoffnungen<br />
erfüllt, die sie geweckt haben? Nicht um die gut geförder-