"25 Jahre Psychiatrie-Enquete" Teil II - Aktion Psychisch Kranke e.V.
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Aussichten der europäischen Zusammenarbeit<br />
Wolfgang Rutz <strong>Psychiatrie</strong> in Europa – Probleme, Fortschritte und Herausforderungen<br />
Obwohl die WHO und die Europäische Union die europäischen<br />
Staaten aus unterschiedlichen Blickwinkeln sehen, rücken sie näher<br />
zusammen. Die Europäische Union vergrößert sich und die<br />
Länder Osteuropas und Zentralasiens sind darum bemüht, Gesundheitsdienste,<br />
klinische Richtlinien und Behandlungsstandards zu<br />
entwickeln, welche sich qualitativ an den Vorgaben Westeuropas<br />
orientieren, um somit gemeinsames Handeln und gegenseitigen Vergleich<br />
zu ermöglichen. Alle Länder Europas können von einander<br />
lernen. Die WHO hat ein gesamteuropäisches Netzwerk für seelische<br />
Gesundheit geschaffen, welches auch eine Verbesserung der bestehenden<br />
Hilfsangebote und eine Förderung seelischer Gesundheit<br />
beinhaltet. Gleichzeitig hat sich dieses Netzwerk zu einem Forum<br />
für den gegenseitigen Erfahrungs- und Forschungsaustausch entwickelt.<br />
Das Forum soll der gegenseitigen Unterstützung und kritischen<br />
Besprechung dienen. Die Entwicklung des psychiatrischen<br />
Gesundheitswesens ist über Landesgrenzen hinaus ähnlich, dies gilt<br />
auch für die Staaten Europas, die sich gegenwärtig in unterschiedlichen<br />
Stadien dieses Entwicklungsprozesses befinden.<br />
Auch ethische Normen und demokratische Maßstäbe, gesellschaftliche<br />
Reife und Pluralismus sind im weiteren Sinne in diesem<br />
»Europäischen Haus seelischer Gesundheit« gefragt. Die Zusammenarbeit<br />
zwischen der WHO und der Europäischen Union spielt hierbei<br />
in zunehmender Weise eine wichtige und entscheidende Rolle. Anstatt<br />
in gegenseitigem Konkurrenzverhalten zu stehen, verstärken und<br />
ergänzen sich beide Organisationen in zunehmendem Maße. Die gemeinsame<br />
Arbeit ist hierbei durch gegenseitigen Respekt geprägt.<br />
Während die EU auf der einen Seite verpflichtet ist, sich um die<br />
Förderung seelischer Gesundheit in den Mitgliedsstaaten zu kümmern,<br />
ist sie auf der anderen Seite auch in der Lage, über die ihr<br />
eigene Legislative innerhalb der Mitgliedsstaaten Programme durchzusetzen.<br />
Darin stecken große Möglichkeiten.<br />
Die WHO wird auf Wunsch der einzelnen Mitgliedsstaaten tätig,<br />
sie darf lediglich eine beratende Funktion ausüben. Sie bemüht<br />
sich in besonderem Maße um die osteuropäischen Länder. Der<br />
Einfluss der WHO beschränkt sich jedoch auf Ratschläge und technische<br />
Unterstützung. Die WHO kann keine Gesetze verabschieden<br />
oder Anweisungen geben.<br />
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Länder, die sich zu Zeit im Prozess der Aufnahme in die Europäische<br />
Union befinden, stellen einen Raum der Überschneidung<br />
und des Übergangs zwischen West- und Osteuropa dar, es ist davon<br />
auszugehen, dass sich erhebliche Veränderungen im Verlauf der Vergrößerung<br />
der Europäischen Union abzeichnen werden. Soziale Veränderungen<br />
innerhalb Osteuropas werden auch Konsequenzen für<br />
die seelische Gesundheit der dortigen Menschen haben und erfordern<br />
somit eine angemessene psychische Begleitung und Gesundheitsfürsorge<br />
in der nahen Zukunft. Gemeinsame Gesundheitsprogramme<br />
der Europäischen Union und der WHO konzentrieren<br />
sich auf Selbstmord und Depression, auf Risikogruppen innerhalb<br />
der Bevölkerung, auf Gesundheitspolitik und Förderung seelischer<br />
Gesundheit, auf Verbesserung der Hilfsangebote sowie die Hervorhebung<br />
und Umsetzung der Menschenrechte. Diese angesprochenen<br />
Projekte werden sowohl von der WHO als auch von der Europäischen<br />
Union gemeinsam unterstützt und gefördert. Wenn man<br />
von diesem Blickwinkel auf die Zukunft der <strong>Psychiatrie</strong>landschaft<br />
in Europa schaut und sich die Last psychischer Störungen vor Augen<br />
führt, gleichzeitig aber auch die Möglichkeiten für Behandlung,<br />
Verlaufskontrollen und Prävention psychischer Erkrankungen erkennt,<br />
so scheinen spannende und wichtige Herausforderungen im<br />
Zusammenhang mit der Vergrößerung der Europäischen Union vor<br />
uns zu liegen.<br />
Literatur<br />
1. HAUG HJ, RÖSSLER W. Deinstitutionalization of psychiatric patients in<br />
central Europe. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci 1999: 249: 115–122.<br />
2. MUNK-JØRGENSEN P. Has deinstitutionalization gone too far?. Eur Arch<br />
Psychiatry Clin Neurosci 1999: 249: 136–143.<br />
3. WHO Regional Office for Europe. Health 21 – An introduction to the<br />
health for all policy framework for the WHO Regional Office for Europe,<br />
Copenhagen. European Health for All Series 1998: No. 5.<br />
4. WHO Regional Office for Europe. HFA Statistical Database, Copenhagen,<br />
Denmark. Web-site www.who.dk /country information.<br />
5. WHO Regional Office for Europe. Mental Health in Europe – Stop<br />
exclusion, dare to care. Copenhagen. World Health Day 2001 brochure.<br />
6. WHO. Mental health around the world – Stop exclusion, dare to care.<br />
World Health Day 2001 brochure. Geneva