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"25 Jahre Psychiatrie-Enquete" Teil II - Aktion Psychisch Kranke e.V.

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<strong>Psychiatrie</strong> und Psychosomatik – eigener<br />

Fachbereich oder integraler Bestandteil<br />

von Somatik und <strong>Psychiatrie</strong>?<br />

Einleitung<br />

Matthias Berger<br />

Sowohl psychische als auch psychosomatische Beschwerdebilder und<br />

Krankheiten spielen eine außerordentlich große Rolle im Gesundheitssystem.<br />

Eine Studie der WHO verdeutlichte, dass mindestens<br />

20 % der Patientinnen und Patienten in allgemeinärztlichen Praxen<br />

psychisch oder psychosomatisch erkrankt sind. Häufig bestehen<br />

die Beschwerdebilder in Form einer Komorbidität mit somatischen<br />

Erkrankungen. In dem Symposium wurde diskutiert, wie hier<br />

die optimalen Versorgungsstrukturen durch Hausärztinnen und -<br />

ärzte, Fachärztinnen und -ärzte für <strong>Psychiatrie</strong> und Psychotherapie,<br />

Fachärztinnen und -ärzte für psychotherapeutische Medizin, psychologische<br />

Psychotherapeutinnen und –therapeuten und psychiatrisch-psychotherapeutische<br />

Medizin, psychosomatische Fachkrankenhäuser<br />

entwickelt werden können. Dabei spielten sowohl Fragen<br />

der diagnostischen Zuordnung, der sich daraus ergebenden differenzialtherapeutischen<br />

Möglichkeiten, aber auch Kosten-Nutzen-<br />

Aspekte und Fragen der Praktikabilität eine Rolle. Die Vernetzung<br />

unterschiedlicher Versorgungsstrukturen scheint in Deutschland<br />

noch deutlich verbesserbar. Hierzu wurden entsprechende Modelle<br />

vorgestellt und diskutiert.<br />

Das dreigliedrige System der<br />

psychosomatischen Versorgung<br />

Karin Bell<br />

124 1<strong>25</strong><br />

Der Titel des Symposiums legt eine Entweder-oder-Alternative als<br />

Antwort auf die gestellte Frage nahe, die ich modifizieren möchte.<br />

Legt man der Fragestellung die derzeitige psychosomatische Versorgung<br />

zu Grunde, so finden wir ein dreigliedriges System.<br />

1. Es gibt die Basisversorgung durch die psychosomatisch interessierte<br />

Allgemein- oder Fachärztin, wobei hier die so genannte<br />

psychosomatische Grundversorgung ebenso eine qualifizierende<br />

Kompetenz darstellt, wie die Integration psychosomatischer<br />

Kenntnisse in die unterschiedlichen Fachgebiete.<br />

2. Daneben gibt es in unterschiedlichem Ausmaß eine psychotherapeutische<br />

Versorgung mit Richtlinientherapie in den einzelnen<br />

Gebieten, deren fachliche Grundlage der Erwerb des Zusatztitels<br />

Psychotherapie darstellt<br />

3. Schließlich stellt die fachärztliche psychotherapeutische Versorgung<br />

in den Gebieten Psychotherapeutische Medizin, <strong>Psychiatrie</strong><br />

und Psychotherapie die spezialisierteste Form fachpsychotherapeutischer<br />

Versorgung dar, wobei ich in diesem<br />

Zusammenhang die Fachärztin/den Facharzt für Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie und -psychotherapie unter die psychiatrischpsychotherapeutische<br />

Versorgung subsumiere.<br />

Um die Frage des Symposiums zu beantworten, sollen die Begriffe<br />

Psychosomatik und Psychotherapie getrennt untersucht werden.<br />

Die Psychosomatik entwickelte sich als Antwort der Medizin auf<br />

den seit dem 19. Jahrhundert entstandenen Dualismus zwischen<br />

Körper und Seele. Sie sucht eine Antwort auf die vielfältigen Interaktionen<br />

zwischen den biologischen Grundlagen von Krankheit und<br />

dem Menschen als Subjekt mit seiner Biografie, Persönlichkeit,<br />

Konflikthaftigkeit und seinem interpersonnellen Beziehungsgefüge.<br />

Da diese Faktoren bei jeder Krankheit eine Rolle spielen, stellt eine<br />

psychosomatische Betrachtungsweise einen allgemein anzuwendenden<br />

Zugang der Ärztin und des Arztes bei allen Krankheiten dar.<br />

Sie ermöglicht eine Erweiterung des diagnostischen und therapeutischen<br />

Spektrums unter Einbeziehung der Subjekthaftigkeit, d.h.

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