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"25 Jahre Psychiatrie-Enquete" Teil II - Aktion Psychisch Kranke e.V.

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kostendeckend arbeitenden Betriebes, wird dies zunehmend auch<br />

kaum noch als Problem empfunden.<br />

2. Der Trend zur Ordnung<br />

Arnd Schwendy Wen hat die <strong>Psychiatrie</strong>-Reform vergessen, verdrängt, verschoben...?<br />

Kennzeichen: Immer ausgefeiltere Konzepte, Hausordnungen, Absicherungsrituale<br />

den Kostenträgern, Behörden und Versicherungen<br />

gegenüber. Vielfach auch eine zunehmende Intoleranz der Nachbarschaften<br />

gegenüber störendem Verhalten.<br />

Merkmale der »schlechten Kunden und Kundinnen«:<br />

� Verwahrlosungstendenzen<br />

� Vermüllungs-Syndrom<br />

� Unfähigkeit bzw. Unwillen, Regeln einzuhalten (im Haus oder<br />

in der Nachbarschaft)<br />

� verstärkter Trend zur Fremd- oder Selbstaggression<br />

Problemlösung: Kündigung der Miet- und Betreuungsverträge mit<br />

ihnen, da sie den Rahmen sprengen. Auch dies wird, da rechtlich<br />

und konzeptuell gut begründbar, vielfach kaum noch als Problem<br />

gesehen.<br />

3. Der Trend zu perfektionierten Therapie- und Pädagogik-Konzepten<br />

Kennzeichen: Konzentration der Angebote auf Personen mit hoher<br />

Motivation, günstiger Prognose, Erreichbarkeit für psychotherapeutisch<br />

fundierte Konzepte.<br />

Merkmale der »schlechten Kunden und Kundinnen«:<br />

� Pillenverweigerung<br />

� mangelnde Krankheitseinsicht<br />

� mangelnde Vereinbarungstreue<br />

� schlecht entwickelte Motivation<br />

� Therapieresistenz<br />

� pädagogisch ausgedrückt: Renitenz.<br />

Folgen: Diese Kundinnen stören die innere Ordnung, den therapeutisch<br />

pädagogischen Produktionsablauf. Meist sind es die gleichen,<br />

die die äußere Ordnung (Hausordnung etc.) nicht einhalten.<br />

Konsequenz: Kündigung, Betreuungsabbruch, Verschiebung des Risikos<br />

auf die Individuen oder die Allgemeinheit.<br />

4. Trend: Traum von der Klarheit der Dinge<br />

38 39<br />

Kennzeichen: In einer Welt, die alle Probleme digitalisiert und simplifiziert,<br />

kann es eigentlich nicht angehen, dass Menschen nicht klar<br />

eingeordnet werden können. Also bereiten folgende Kundinnen und<br />

Kunden mit diffusem Profil Probleme .<br />

Beispiele:<br />

� Kombination von Suchtverhalten und Psychosen<br />

� Unschärfe von Neurosen oder anderen Leiden, z.B. Zunahme<br />

der Borderline-Diagnose<br />

� Unschärfe der Ursachen (krankheits- oder milieugeschädigt)<br />

� Unklarheit, ob Intelligenz- oder Emulationsdefizit vorliegt<br />

� und so weiter und so weiter<br />

Folgen für diese indifferenten Kundinnen und Kunden: Es gibt kein<br />

klares, schnelles, Hilfe versprechendes Angebot für sie, also lassen<br />

wir lieber die Finger davon.<br />

5. Trend: Die Sehnsucht nach einer deutschen Leitkultur<br />

Kennzeichen: Zunehmende Verunsicherung durch Zuwanderung aus<br />

anderen Ländern und Kulturkreisen.<br />

Merkmale: Man versteht die Leute nicht, auch wenn sie deutsch sprechen<br />

oder einen Dolmetscher haben, da ihre seelischen Leiden in<br />

einem anderen kulturellen oder sozialen Kontext interpretiert werden<br />

müssten.<br />

Betroffene:<br />

� Asylsuchende<br />

� Flüchtlinge<br />

Problemlösung: Da es gegen die »political correctness« verstößt, Ausländerinnen<br />

und Ausländer auszugrenzen, die vielfach gescheiterten<br />

Versuche der gut gemeinten Hilfe. Strukturell fast nirgendwo eine<br />

zufrieden stellende Antwort.

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