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"25 Jahre Psychiatrie-Enquete" Teil II - Aktion Psychisch Kranke e.V.

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nen und Patienten im ambulanten Bereich unter dementiellen bzw.<br />

leichtergradigen kognitiven Störungen leiden (ICD 10). Der Anteil<br />

der Patientinnen und Patienten mit depressiven Störungen ist von<br />

1993 (17 %) bis 1998 (31 %) um beinahe das Doppelte angestiegen<br />

als Ausdruck dessen, dass die Akzeptanz einer stationären<br />

gerontopsychiatrischen Behandlung nach Reduktion des Anteils<br />

höhergradig Dementer anwächst. Im ambulanten Bereich waren depressive<br />

Patientinnen und Patienten mit einem Gesamtanteil von<br />

20 % die zweithäufigste Diagnosegruppe, gefolgt von wahnhaften<br />

Störungen.<br />

In Bezug auf die Zuweisungswege (s. Tabelle 3) zeigte sich, dass<br />

der Anteil aus Überweisungen aus anderen Kliniken ohne große<br />

Schwankung relativ stabil blieb. Bei den ambulanten Zuweisungswegen<br />

hat sich ebenfalls eine relative Konstanz gezeigt. Allerdings sind<br />

in diesem Bereich einige wichtige Veränderungen bemerkenswert. So<br />

ging der Anteil der stationären Einweisungen durch Hausärztinnen<br />

und -ärzte von 37,4 % im <strong>Jahre</strong> 1993, möglicherweise durch die Aktivität<br />

der Vorschaltambulanz, auf <strong>25</strong> % im <strong>Jahre</strong> 1998 zurück. Die<br />

Abnahme wurde besonders 1996 deutlich, als das ambulante Modell-<br />

Tabelle 3: Zuweisung<br />

Klaus Nißle<br />

1993 1994 1995 1996 1997 1998<br />

Hausarzt/-ärztin 37,4 % 34 % 28,2 % 23,6 % 29,2 % <strong>25</strong> %<br />

Psychiater/Psychiaterin NA 12,5 % 12,6 % 14 % 9,7 % 6,1 % 11 %<br />

Andere nied. Ärzte/Ärztinnen 2 % 1,2 % 2,5 % 3,4 % 1 % 1,5 %<br />

Eigene Ambulanz 10 % 12,6 % 12,7 % 22,5 % 24,7 % 26,5 %<br />

Andere Ambulanzen 0,6 % 0,5 % 1,4 % – 0,2 % –<br />

Notdienst 2 % 1 % 2,5 % 3,1 % 2,8 % 1 %<br />

Gesundheitsamt 2,6 % 1,1 % 0,5 % 0,8 % 1,2 % –<br />

Ohne ärztliche Einweisung 1,7 % 2,7 % 2 % 2 % 3,5 % 3 %<br />

Gesamt ambulanter Bereich 68,8 % 65,7 % 63 % 65,1 % 68,7 % 68 %<br />

Eigene psychiatrische Abteilung 1,3 % 0,2 % 1,1 % 0,6 % – –<br />

Eigene neurologische Abteilung 0,8 % 1,1 % 1,1 % 1,4 % 0,7 % 2 %<br />

BKH Kempten 0,6 % 0,2 % 0,7 % 0,6 % – –<br />

BKH Augsburg 8,5 % 8,0 % 11,8 % 1,7 % 1,2 % 1,5 %<br />

Andere psych. Klinik 0,5 % 0,2 % 0,2 % – 1,2 % 0,5 %<br />

Nichtpsychiatrisches KH 19,8 % 21,5 % 22,3 % <strong>25</strong> % 17,9 % 22,5 %<br />

Gesamt stationärer Bereich 31,5 % 31,2 % 37 % 29,3 % 20,5 % 26,5 %<br />

Verzahnung ärztlicher und pflegerischer Versorgung<br />

von gerontopsychiatrisch Erkrankten<br />

142 143<br />

projekt anlief. Spiegelbildlich dazu nahmen die Einweisungen durch<br />

die eigene Ambulanz von 10 % 1993 auf 26,5 % 1998 zu.<br />

Diese Entwicklung sowie die, wenn auch geringe, doch vorhandene<br />

Abnahme der Zuweisungen durch Psychiaterinnen und Psychiatern<br />

und Nervenärztinnen und -ärzten bei dementen Patientinnen<br />

und Patienten deutet darauf hin, dass die eigene Ambulanz z.T. die<br />

Rolle der niedergelassenen Hausärztinnen und -ärzte zumindest für<br />

bestimmte Patientinnen und Patientengruppen übernommen hat.<br />

Dies weist auf eine besonders bedeutsame Problematik hin. Die von<br />

der Expertenkommission noch propagierte Installation von flächendeckenden<br />

Gerontopsychiatrischen Zentren ist nach unseren Ergebnissen zu modifizieren.<br />

Viele Patientinnen und Patienten wären stationär eingewiesen<br />

worden, ohne dass das Gerontopsychiatrische Zentrum als Vorschaltambulanz<br />

überhaupt davon Kenntnis gehabt hätte, wenn nicht ein solches<br />

Zentrum am stationären Bereich angeschlossen wäre. Dies hat sich auch<br />

im Vergleich zum Bezirkskrankenhaus Augsburg, wo ein solches<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum zunächst noch nicht am stationären<br />

Versorgungsbereich angeschlossen war, nachweisen lassen. Eine<br />

Rückkehr zur alten »Assessment-Unit« ist also zu diskutieren.<br />

Initiiert wurden die Aufnahmen (s. Tabelle 4) vor allen Dingen<br />

durch Angehörige, Patientinnen und Patienten selbst sowie durch<br />

ärztliche Initiative (insgesamt über 2/3 aller Aufnahmen). Besonders<br />

stark rückläufig ist der Anteil der Aufnahmeanträge aus Pflegeheimen<br />

(Rückgang um ca. 50 %) als Ausdruck der gelungenen Verzah-<br />

Tabelle 4: Anregung zur Aufnahme<br />

1993 1994 1995 1996 1997 1998<br />

Eigener Konsiliararzt/-ärztin 8,1 % 4,9 % 9,8 % 2,5 % 7,5 % 6,7 %<br />

Gesundheitsamt 1,8 % 1 % 0,8 % 0,5 % 0,6 % –<br />

Polizei/Ordnungsamt 2,8 % 3,1 % 2,7 % 1,9 % 1,9 % 1,8 %<br />

Gericht 0,6 % – 0,2 % – – –<br />

Betreuer (nicht Angehörige) 1,4 % 2,5 % 3,4 % 3,6 % 3,9 % 4 %<br />

Angehörige 30,5 % 34,8 % 30,5 % 35,7 % 31,2 % 28 %<br />

Patient/Patientin sselbst 3,5 % 4,5 % 12 % 11,3 % 11,6 % 16,5 %<br />

Ausschließlich ärztl. Initiative 15,2 % 21,4 % 22 % 24,2 % 17,2 % 22,7 %<br />

Heim 19,3 % 15,8 % 12 % 15,4 % 11,2 % 9,8 %<br />

Andere 12,8 % 8,9 % 6,4 % 2,7 % 4,4 % 5,1 %<br />

Keine Angaben 4 % 3,1 % 0,2 % 2,2 % 10,5 % 5,4 %

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