BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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Nach dieser Kopistentätigkeit baute Stettler eine eigene Historiographie
auf.
Begonnen hat er diese angeblich „1614“ mit der Anlage eines dreibändigen
Verzeichnis oder Zythregister der loplichen Stadt Bern Geschichten.
Mit den Druckdaten „1626/27“ erschienen dann von Stettler die Annales
und das Chronicon. – Die beiden Geschichtswälzer sind fast
identisch im Inhalt und im Umfang.
Nach diesem Datum soll Stettler nichts mehr geschaffen haben, obwohl
er noch fünfzehn Jahre lebte.
Die Geschichtsauffassung Stettlers ähnelt sehr derjenigen des von
ihm vor dem Verrotten geretteten Anshelm:
Die Betrachtungsweise dieses Historiographen ist Anshelm ins
Nüchterne, Kleinbürgerliche übertragen; und wie bei diesem herrscht
in Stettlers Werk eine einheitliche Zielführung auf eine Theodicee hin
(Feller/Bonjour, I, 358).
Was die Form der Stettlerschen Geschichtswerke und den Geist, in
dem sie abgefaßt sind betrifft, so lehnen sie sich durchwegs an Anshelm
an (Tobler, 64).
Michael Stettler ist nicht nur ein Alter ego von Valerius Anshelm,
sondern auch der anderen bernischen Chronisten wie Justinger,
Tschachtlan, Diebold Schilling und Schwinkhart.
Die Auflistung der wichtigsten Ähnlichkeiten zwischen Stettler, Anshelm
und Justinger zeigt überdeutlich, daß man es in der älteren
Berner Chronistik nicht mit mehreren, sondern nur mit einer Person
zu tun hat (Tabelle 1).
Vor allem sind alle Geschichtsschreiber in die gleiche Zeit zu setzen.
Sie haben innerhalb einer Generation ihr ganzes Werk geschaffen.
Alle diese Geschichtsschreiber, auch wenn sie zeitlich vor der Reformation
angesetzt werden, verraten in ihren Auffassungen den
neuen Glauben.
Sowohl bei Justinger als auch bei Anshelm und bei Stettler stehen
die göttliche Vorsehung und die Theodizee als Leitmotiv über der
Geschichte.
Gott ist selber Burger zu Bern geworden, kann als Motto für alle genannten
Chronisten vorangestellt werden.