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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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Das ist noch nicht alles: Der hohe römische Beamte muß unter Trajan<br />

gewirkt haben. Und niedergeschrieben wurde die Inschrift auf<br />

Grund des Inhalts „zwischen 110 und 116 AD“.<br />

Aber für die nächsten 1400 Jahre werden die Angaben zur Inschrift<br />

von der Kirchenmauer in Avenches sehr summarisch. Man behauptet,<br />

daß die Platte eine obere Hälfte hatte, die aber „im Mittelalter“<br />

weggebrochen sei – längs einer schönen waagrechten Schnittkante<br />

wohlgemerkt!<br />

Die viergeteilte Inschrift ist interessant und entlarvend zugleich. Dank<br />

dieser wissen wir, wie Aventicum mit dem vollen offiziellen Namen<br />

hieß:<br />

COLONIA PIA FLAVIA CONSTANS EMERITA HELVETIORUM<br />

FOEDERATA! – Die Namen und Begriffe in dieser Titulatur seien eine<br />

Sammlung stolzer historischer Reminiszenzen, sagt Gerold Walser<br />

(Walser, II, 174). – Das ist richtig; aber es sind Geschichtserinnerungen<br />

aus dem Nachhinein.<br />

Seit Jahren hegte ich einen Verdacht gegen die antike Bezeichnung<br />

von Aventicum. Sie kam mir zu „barock“ vor. Heute aber kann man<br />

sicher sein, daß diese Inschrift in der Renaissance oder Barockzeit<br />

geschaffen wurde.<br />

Auch Aventicum wurde ausgiebig zur Gewinnung von Baumaterial<br />

geplündert. Nicht nur in der Kirche in Avenches, auch in der Abteikirche<br />

Payerne und im Kloster Münchenwiler bei Murten wurden<br />

Trümmer aus dem alten Aventicum verbaut. Aber wenn diese wiederverwendeten<br />

Teile noch Inschriften aufweisen, ist allergrößte Zurückhaltung<br />

geboten.<br />

So gibt es einen Block mit einer Inschrift aus dem Kloster Münchenwiler,<br />

der eine Weihung an den Tiguriner-Gau enthält (Walser, I,<br />

160).<br />

Aber die Nennung von Helvetiern und Tigurinern spricht sicher für<br />

Fälschung.<br />

Überhaupt werden die wichtigsten „römischen“ Inschriften bereits in<br />

den Chronik-Werken von Stumpf und Tschudi wiedergegeben – häufig<br />

sogar in Abbildungen. Unter der Antike scheinen also überall die<br />

Renaissance und der Barock durch.

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