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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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331<br />

Als älteste Tell-Darstellung gilt der Holzschnitt in Petermann Etterlins<br />

Chronik. Aber dieses angeblich „1507“ gedruckte Buch über die Geschichte<br />

der Schwyzer muß mehr als zweihundert Jahre nach vorne<br />

verschoben werden.<br />

Doch ebenso alt wie Etterlin ist Stumpf. Auch in seiner großen<br />

Schweizerchronik findet sich ein Holzschnitt, den Apfelschuß von<br />

Tell darstellend.<br />

Etterlins und Stumpfs Darstellungen wurden sofort nachgeahmt. Erhalten<br />

hat sich unter anderem ein Holzrelief aus dem Klauser-Haus<br />

in Luzern, „um 1523“ datiert. - Aus der gleichen Zeit stammen soll<br />

eine Wappenscheibe des Zürcher Geschlechts Froschauer. Von dieser<br />

Scheibe glaubt man sogar zu wissen, daß sie von einem Zwingli-<br />

Freund „um 1530“ gestiftet sein soll.<br />

Sowohl das Relief aus Lindenholz wie die Wappenscheibe sind in<br />

der Komposition eindeutig von Etterlins Bild abhängig. – Das Gleiche<br />

gilt von der Tell-Darstellung auf dem Berner Predigt-Mandat (Abbildung<br />

4).<br />

Auf Wilhelm Tell als geschichtliche Figur wird heute allgemein verzichtet.<br />

Daran konnten auch die Apologeten Karl Meyer und Bruno<br />

Meyer im 20. Jahrhundert nichts ändern.<br />

Die Befreiungsgeschichte der Schwyzer scheint jedoch weitgehend<br />

unberührt geblieben zu sein. Nach wie vor herrscht die Meinung, daß<br />

an den Geschichten etwas wahr sein müsse. – Karl Meyers historische<br />

Kerygma-Theologie feiert Urständ.<br />

Der Gründungssage und Wilhelm Tell aber kommt man nur bei,<br />

wenn man diese Geschichten als Literatur betrachtet – wie bereits im<br />

vorletzten Kapitel erklärt.<br />

Kollers Aufsatz trägt den Titel: Wilhelm Tell – ein humanistisches<br />

Märchen, sicher ein Anklang an Gottlieb Emanuel Hallers bekannte<br />

Schrift.<br />

Aber die humanistische Erklärung der Tell-Sage greift immer noch zu<br />

kurz.<br />

Man glaubt zu meinen, daß sich die wissenschaftliche Meinung auch<br />

heute noch von Friedrich Schillers Interpretation beschlagnahmen<br />

läßt: In tyrannos – Gegen die Tyrannen steht zwar als Motto für das<br />

Drama Die Räuber; aber es könnte ebenso gut für den Wilhelm Tell<br />

des erwähnten Dichters stehen.

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