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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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Die wirre Kompilation von Zürich mit Notizen aus der Bibel scheint<br />

hauptsächlich geschaffen worden zu sein, um die Stadtheiligen Felix,<br />

Regula und Exuperantius zu begründen.<br />

Aber was über die Anfänge der Stadt berichtet wird, spricht für sich<br />

selbst.<br />

Danach soll Zürich von einem Thuricus, König von Arles (!) und Sikyon<br />

(!) im Jahre 2062 AC (!) auf dem linken Limmat-Ufer gegründet<br />

worden sein. Dort soll Karl der Grosse dann auch 503 AD (!) das<br />

Fraumünsterkloster gestiftet haben. – Doch nach diesen Angaben<br />

geht es geradewegs über ins Spätmittelalter.<br />

Das 15. Jahrhundert beginnt in der Zürcher Chronik mit der Erwähnung<br />

der historisch offenbar ungeheuer bedeutsamen Kirschen- und<br />

Erdbeer-Ernte „anfangs Mai 1420“. – Diese Passage aber ist aus Justinger<br />

entlehnt.<br />

Zürich hatte jedoch die Ehre, die Heimatstadt des angeblich ältesten<br />

Schweizer Humanisten zu sein:<br />

Felix Hemmerli oder Malleolus, „1388 – 1458“, schrieb zwar ein sehr<br />

schlechtes Latein, sprach aber wohl als erster weit und breit Griechisch.<br />

Als Privatmann (!) nahm er am Konzil von Konstanz teil. Und<br />

als erster Schweizer erwarb er die Doktorwürde, und zwar an der berühmten<br />

Universität Bologna. - Selbstverständlich ist dieses älteste<br />

Doktordiplom der Welt (!) von „1424“ erhalten.<br />

Von Felix Hemmerli sind 34 Schriften erhalten, von denen 30 gedruckt<br />

wurden – wohlgemerkt zu einer Zeit, in welcher die schwarze<br />

Kunst noch nicht erfunden war.<br />

Berühmt ist von Hemmerli vor allem sein Dialog über den Adel und<br />

das bäurische Wesen der Schwyzer, mit welchem er den Zorn der<br />

Innerschweizer herausforderte. Diese entführten ihn an einer Fasnacht<br />

(!) aus Zürich und hielten ihn nachher bis zu seinem Tode in<br />

Luzern in Klosterhaft. – Hemmerli aber schildert in dieser Schrift die<br />

Befreiungsgeschichte der Waldstätte nach Justinger. – Von wo hat<br />

er sich die Handschrift besorgt?<br />

Auch Feller/Bonjour haben ihre Zweifel an der unmöglich frühen<br />

Konstruktion dieses Felix Hemmerli: Seine Arbeit ist erstaunlich, in<br />

einer Wüste des Geistes (Feller/Bonjour, I, 47). Denn dieser verfrühte<br />

Humanist kennt die Kirchenväter und das Corpus Iuris und sogar<br />

den Talmud – vor der Mitte des 18. Jahrhunderts unmöglich.

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