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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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323<br />

Lächerlich wird Karl Meyer, wenn er sich über die deutlich antihabsburgische<br />

Tendenz der alten chronikalischen Quellen äußern muß.<br />

Hier behauptet der Historiker, die feindselige Haltung der Schwyzer<br />

gegen Österreich sei nicht als Hass gegen das Haus Habsburg zu<br />

verstehen. Vielmehr hätte sich die Ablehnung gegen die österreichischen<br />

Beamten gerichtet!<br />

Ich habe lange Zeit überlegt, aus welcher Grundhaltung Karl Meyer<br />

zu seinen gewagten Thesen zur Bundesgründung von 1291 kam. –<br />

Es ergab sich, daß dieser Historiker mit den theologischen Tendenzen<br />

der Zwischenkriegszeit übereinstimmt.<br />

Bekanntlich hatte die Theologie des 19. Jahrhunderts die Bibel als<br />

Literatur erkannt, der höchstens Vorbildcharakter zukomme.<br />

Demgegenüber erklärte in der Zwischenkriegszeit eine neue Richtung<br />

um die Theologen Rudolf Bultmann und Karl Barth: Trotz aller<br />

Widersprüche, literarischen Anleihen und historischen Bedingtheiten<br />

enthielten die biblischen Schriften eine Reihe von religiösen Grundwahrheiten.<br />

- Gott als der ganz andere stehe über jeder zeitbedingten<br />

Relativität. Das ursprüngliche Kerygma der göttlichen Botschaft<br />

zähle, nicht die Umstände und Bedingtheiten.<br />

Ohne es zu merken, wird Karl Meyer mit seinem Glauben an den<br />

unbedingten Wahrheitsgehalt der alten Schwyzer Überlieferung zu<br />

einem modernen Geschichtstheologen.<br />

Damit führt Meyer die ursprüngliche Absicht der Geschichtserfinder<br />

fort. Diese wollten bekanntlich nicht Geschichte im heutigen Sinne<br />

darstellen, sondern eine sinnstiftende Grundlage für die bei der<br />

Glaubensspaltung entstandenen dogmatischen Religionen und Kirchen<br />

schaffen.<br />

Karl Meyer als Geschichtstheologe hält zum Kerygma der unbedingten<br />

Wahrheit der Schwyzer Bundesgründung von 1291 mit allen Einzelheiten<br />

und Protagonisten.<br />

Kein Wunder, daß er auch die Tellen-Sage samt dem berühmten Apfelschuß<br />

im ursprünglichen Kern für echt hält. Meyers Argument ist<br />

schlagend:<br />

Falls der Apfelschuß eine Fehlverknüpfung mit einer anderen Erzählung<br />

ist, so rechtfertigt dies noch nicht die Ablehnung der ganzen<br />

Tellengeschichte, geschweige denn der ganzen Bundeserzählung<br />

(K. Meyer: Gründung der <strong>Eidgenossen</strong>schaft, 126, Anm. 3).

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