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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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sen, welcher diese Chronik ebenfalls lobte. Dabei ist das große Werk<br />

doch sehr mittelmäßig und über weite Strecken ausgesprochen<br />

langweilig. Beispielsweise spricht Anshelm vom Anfang bis zum<br />

Schluß von dem Pensionen-Wesen und über Söldner-Werbungen<br />

fremder Potentaten in der Schweiz.<br />

Anshelms geographischer Horizont ist erstaunlich weit - unmöglich<br />

für ein 16. Jahrhundert: Er kennt die Königreiche Portugal ebenso<br />

wie Neapel, Polen und das Osmanische Reich mit seiner Herrscherliste.<br />

Weil Anshelm angeblich in Krakau studiert hat, ist ihm der benachbarte<br />

Wallfahrtsort Tschenstochau ein Begriff. – Sogar die Russen<br />

und den Priester Johannes in Indien kennt der Chronist (Anshelm, II,<br />

276, f.)<br />

Die Reformation ist in Bern offenbar schon im ausgehenden 15.<br />

Jahrhundert eingeführt. Anders ist nicht zu erklären, daß schon im<br />

ersten Band der Druckausgabe von einem Kleidermandat die Rede<br />

ist: Schamlos kurze Kleider sollen bei Strafe verboten sein und das<br />

Bußgeld dem Bau von Sankt Vinzenz, dem Berner Münster zu Gute<br />

kommen (Anshelm, I, 185 f.).<br />

Ausdrücklich erwähnt werden sollen gewisse Schreibweisen von<br />

Anshelm: Besançon nennt er Bisanz, das Üechtland Oechtland,<br />

Neapel Napols; die Griechen heißen Kriechen, Verona ist Dietrich-<br />

Bern, Belgrad Kriechisch-Wyssenburg.<br />

Ausführlich wird neben der Reformationsgeschichte besonders der<br />

unselige Jetzer-Handel der Jahre „vor 1510“ wiedergegeben, welcher<br />

in der Druckausgabe 119 Seiten einnimmt (Anshelm, III, 48 –<br />

167). Bei diesem Inquisitionsverfahren soll Anshelm Zeuge gewesen<br />

sein.<br />

Man findet in den alten Chroniken viele Belege, wie sich Chronisten<br />

als Augenzeugen aufspielen, um ihren Erfindungen Glaubwürdigkeit<br />

zu verleihen.<br />

Wie bei Justinger, so muß man bei Anshelm wichtige Dinge oft aus<br />

den Trivia heraussuchen:<br />

Anshelm ist es, welcher erwähnt, daß Hildebrand – Gregor VII. sich<br />

„1076“ im Kloster Rüeggisberg aufgehalten habe (Anshelm, I, 17).<br />

Und mit dem genauen Datum des „10. August 1520“ wird berichtet,<br />

daß vom Gurnigel her ein verheerender Hagelschlag über Bern nie-

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