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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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sich südwärts zur Aare hinabzieht; das ist die noch teilweise erhaltene<br />

Haldensperrmauer beim heutigen Casino- oder Bellevue-Parking.<br />

Durch das Einfügen von zwei Rundtürmen in die Ringmauer sucht<br />

der Zeichner den realen Eindruck zu verfremden.<br />

Vor allem aber verrät sich der Illustrator des Spiezer Schillings hier,<br />

indem er hinter der Mauer den Turm des gotischen Berner Münsters<br />

abbildet, etwas skizzenhaft gezeichnet, aber dennoch genau in dem<br />

Zustand nach der Fertigstellung.<br />

Der Belagerung von Laupen sind mehrere Bilder gewidmet. Auf einem<br />

sieht man eine Ansicht des Städtchens und des darüber auf einem<br />

Felskopf thronenden Schlosses von Süden her mit der Sense.<br />

Die Zeltstadt der Belagerer wird diesseits des Flusses dargestellt. –<br />

Man merkt, wie sehr sich der Zeichner Mühe gab, ein phantastisch<br />

verzogenes Städte- und Schloßbild zu schaffen. Trotzdem scheint<br />

eine reale Ansicht von Laupen durch.<br />

Auf einem Bild aus dem Laupen-Zyklus wird dargestellt, wie die<br />

Hilfskontingente der Waldstätte nach ihrem Eintreffen in Bern vor der<br />

Stadt bewirtet werden. Hier wird eine ins Imaginäre verzogene Ansicht<br />

des Nydegg-Quartiers vom Fuße des <strong>Alte</strong>nbergs geboten. Die<br />

beherrschende Nydegg-Kirche ist kaum als Sakralbau erkennbar.<br />

Aber hinter der Aare-Schlaufe im Süden ist eine blaue Silhouette gezeichnet:<br />

eine realistische Impression des Gurten-Hügels, wie er sich<br />

im Gegenlicht von der Mittagszeit an präsentiert.<br />

Die Interieurs der Illustrationen des Spiezer Schillings zeigen eine<br />

vollendete Gotik. - Auch daraus ergeben sich Anachronismen.<br />

Beispielsweise betet der Berner Auszug vor der Schlacht bei Laupen<br />

„1339“ in dem fertig gestellten gotischen Münster, dessen Bau auch<br />

nach der konventionellen Chronologie erst hundert Jahre später begonnen<br />

hat.<br />

Fast scheint es, daß der Zeichner des Spiezer Schillings manchmal<br />

selbst Überdruß an den Legenden empfand, welche er illustrieren<br />

mußte. Das Bild von der Vergiftung der beiden Söhne des letzten<br />

Zähringer-Herzogs scheint das zu beweisen (Abbildung 14).<br />

Eine versteckte Ironie in dieser formal tragischen, in Tat und Wahrheit<br />

lächerlichen Szene springt dem kritischen Betrachter in die Augen.<br />

Man meint, der Illustrator wollte damit ausdrücken, daß niemand<br />

diesen Mumpitz glauben sollte.

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