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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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Und vor allem soll Valerius Anshelm „Augenzeuge“ des Jetzer-<br />

Prozesses gewesen sein. In seiner Chronik widmet er diesem Handel<br />

119 Seiten (Anshelm, III, 48 – 167)!<br />

Nach Anshelm muß das wirklich eine schlimme Sache gewesen<br />

sein:<br />

Ein semlicher Misshandel, Falsch[heit] und Betrug, dessen gleichen<br />

von Welt an weder bei Juden noch Heiden, Christen noch Türken, in<br />

keiner Chronik noch Gedächtnis jie gehört noch gefunden (Anshelm,<br />

III, 48).<br />

Der Jetzer-Handel fand in den berühmten Kriminalfällen Eingang und<br />

tauchte sogar schon im Fernsehen auf. Aber geschichtsanalytisch<br />

betrachtet handelt es sich um eine windige Geschichte, bei der man<br />

sich nur fragt, was diese bezweckte.<br />

JETZER ist sehr nahe bei KETZER. – Aber gleichzeitig gibt es die<br />

offenbar gewollte Nebenbedeutung von JESUS.<br />

An vielen Beispielen haben wir schon erfahren, daß Bern großen<br />

Wert darauf legte, als rechtgläubige christliche Stadt angesehen zu<br />

werden, welche jede Häresie entschieden verfolgte.<br />

In diesem Sinne lieferte der Jetzer-Prozeß von „1507 bis 1509“ dem<br />

Ort den letzten Vorwand, um die Dinge des Glaubens und der Kirche<br />

selber in die Hand zu nehmen.<br />

Mit dem Jetzer-Handel schuf sich die Berner Geschichtserfindung<br />

den propagandistischen Vorwand, die katholische Kirche und ihre<br />

Institutionen zu verwerfen.<br />

Die Jetzer-Geschichte hat in Berns Geschichtsschöpfung einen größeren<br />

Stellenwert als die nachfolgende Reformation.<br />

Bern führte die Reformation fast ebenso schnell ein wie Zürich. Aber<br />

es gab ein paar Unterschiede.<br />

Vor allem fällt auf, daß die Stadt offenbar sehr auf die Meinung der<br />

Landleute achtete. Daraus ergaben sich die Berner Ämterbefragungen<br />

der Jahre „1524 - 1526“.<br />

Neben der eidgenössischen Glaubensdisputation in Baden „1526“<br />

veranstaltete Bern „im Januar 1528“ eine große Disputation in der<br />

städtischen Barfüßerkirche.<br />

Schon einen Tag nach diesem religiösen Streitgespräch erließen die<br />

Räte die entscheidenden Beschlüsse. Danach sollte die Messe nicht

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