BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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und eine orthodoxe Auffassung von der älteren Vergangenheit zu
pflegen und zu vertreten.
Wir haben es hier mit einem Problem der Institutionalisierung und
Bürokratisierung zu tun. Ein Einzelner kann kein Mittelalter begründen.
Aber wenn eine Lehrstuhl für dieses Fach eingerichtet wird –
vielleicht noch mit einem angeschlossenen mediävistischen Institut –
hat die Meinung eine offizielle Weihe erhalten.
Die universitäre Geschichtswissenschaft mag den ganzen Staat hinter
sich haben, eine Zukunft hat sie deswegen nicht. Man kann die
Wahrheit lange zurückhalten, aber nicht auf Dauer. Wenn der erste
Zweifel da ist, gibt es kein Halten mehr.
Im Gegensatz zur jüngsten Vergangenheit herrschen auf dem Feld
der alten Geschichte der Schweiz noch immer paradiesische Verhältnisse
wie auf einer Südseeinsel - fern jeder Kritik und Anfechtung.
- Die heutige Wohlstandsgesellschaft scheint im Gegenteil den
kritischen Sinn zusätzlich gelähmt zu haben.
Zwar sind seit 1991 deutliche Risse im schweizerischen Nationalbewußtsein
spürbar. – Im selben Jahr wurde auch der Slogan Die
Schweiz gibt es nicht! geprägt – Die historischen Grundlagen der alten
Eidgenossenschaft scheinen jedoch davon ausgenommen.
Nun kann jemand einwenden, daß es letztlich bedeutungslos sei, ob
Wilhelm Tell, die Befreiungsgeschichte, die großen Schlachten - von
Morgarten bis Marignano – reale oder fiktive Ereignisse seien: Die
Vergangenheit läßt sich nicht ändern; man muß in die Zukunft blikken.
Dem gegenüber ist zu sagen, daß die Zukunft einer Nation auch davon
abhängt, wie sie ihre Geschichte auffaßt. Also ist es nicht
gleichgültig, wie man die eigene Vergangenheit sieht und in welchem
chronologischen Rahmen.
Es gab eine alte Schwyzer Eidgenossenschaft, aber ihre wahre Entstehung
ist verschleiert. Wir können nur Mutmaßungen äußern.
Die Schweiz ist auf jeden Fall nicht deshalb entstanden, weil tapfere
Vorfahren in einer weit entfernten Zeit glorreiche Schlachten geschlagen
haben.
Das alte geschichtliche Paradigma gründete auf einem bestimmten
Glauben, der immer weniger geglaubt wird. Ein Wechsel wird ge-