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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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Münzschatz aus „frühkarolingischer“ Zeit von Disentis existiert nichts,<br />

was diese bedeutende Zeit belegt.<br />

Aber weil keine Epoche ohne Artefakte sein darf, so sucht man eben<br />

nach Kunstgegenständen, die man dorthin versetzen kann. Für unser<br />

Land wird die karolingische Zeit durch die berühmte Goldkanne<br />

von Saint-Maurice im Wallis belegt, welche heute im Landesmuseum<br />

ausgestellt ist (vgl. Furger, Antike und Mittelalter, 90).<br />

Das Weihgefäß aus Gold mit eingelegten Edelsteinen und Emails ist<br />

sehr schön und kostbar. Aber wie kann man einen solchen Gegenstand,<br />

dessen Aufbewahrung und Weitergabe schon für wenige<br />

Jahrhunderte ein Wunder darstellt, auf ein <strong>Alte</strong>r von sage und<br />

schreibe 1200 Jahren festlegen?<br />

Und wie erlaubt sich ein kritischer Historiker, immer noch das fromme<br />

Märchen weiterzuerzählen, die Kanne von Saint-Maurice stelle<br />

ein „Weihgeschenk Karls des Grossen“ dar? - Hier wie bei anderen<br />

Dingen bekommt man den Eindruck, daß die Forscher krampfhaft<br />

versuchen, die unendlich langen Zeiten des „Mittelalters“ mit irgendwelchen<br />

Zeugnissen zu füllen.<br />

Seit Jahren befasse ich mich immer wieder mit der Goldbüste aus<br />

Avenches, die angeblich Mark Aurel darstellt und 1939 in einem Abwasserkanal<br />

im Hofe des Haupttempels des römischen Aventicum<br />

gefunden wurde. Alle Indizien sprechen dafür, daß diese 1,6 kg<br />

schwere Büste aus 22-karätigem Edelmetall eine Fälschung der späten<br />

1930er Jahre sein muß.<br />

Dieser Fund wurde sicher als unmittelbare Fortsetzung zu dem drei<br />

Jahre vorher entdeckten Goldschatz von Vidy geschaffen, der eben<br />

erwähnt wurde.<br />

Der Porträt-Kopf des „Mark Aurel“ ist stilistisch aus zwei Teilen zusammengesetzt:<br />

Der Schulterteil ist „römisch“ und von der Silberbüste des Lucius Verus<br />

aus Marengo inspiriert. Das Haupt hingegen ähnelt den „mittelalterlichen“<br />

Reliquiarköpfen, besonders dem des heiligen Maurizius<br />

und des heiligen Candidus. Beide Büsten aber stammen aus der<br />

Werkstatt des Klosters Saint-Maurice in Wallis – genau wie die eben<br />

erwähnte „karolingische“ Goldkanne. Eine einzige kunstgewerbliche<br />

Manufaktur deckt also das schweizerische Kunsthandwerk des „Mittelalters“<br />

ab. Sind hier nicht die Zeiten massiv überzogen?

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