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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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Das angebliche Berner Predigt-Mandat von „1523“<br />

Mit Datum Viti und Modesti („15. Juni 1523“) ließ die Berner Regierung ein Mandat<br />

an alle Geistlichen, Vögte und Regierungsmitglieder drucken, worin sie offiziell Stellung<br />

zu den immer stärker werdenden reformatorischen Tendenzen nahm.<br />

Das Dekret fordert die Geistlichen auf, nur das zu predigen, was in den vier Evangelien,<br />

dem heiligen Paulus, den Propheten und dem <strong>Alte</strong>n und Neuen Testament<br />

steht. – Im Besonderen solle man alles auslassen, was vom Luther oder anderen<br />

Doctoribus geschrieben und gesagt werde.<br />

Da Bern zu dieser Zeit noch keine eigene Druckerei besaß, wurde das Mandat in<br />

Basel gedruckt – angeblich in einer Auflage von tausend Stück. – Erhalten hat sich<br />

aber heute nur noch ein Exemplar.<br />

An dieser Geschichte stimmt überhaupt nichts:<br />

Die Reformation - oder besser gesagt die Glaubensspaltung - kann erst im 18.<br />

Jahrhundert stattgefunden haben.<br />

Der Buchdruck ist sicher ebenfalls erst um diese Zeit aufgekommen.<br />

Die biblischen Schriften, auf welche das Mandat Bezug nimmt, haben auch erst um<br />

diese Zeit existiert.<br />

Aber das Ungeheuerlichste an diesem Druck ist die Initiale W für Wir.<br />

Der Anfangsbuchstabe hat als Hintergrund ein Bildchen mit einer Darstellung von<br />

Tells Apfelschuß! – Man glaubt sogar sicher zu sein, daß der Berner Künstler und<br />

Dichter Niklaus Manuel Deutsch diese Grafik geschaffen habe.<br />

Die Tell-Sage ist wie die ältesten chronikalischen Aufzeichnungen erst vielleicht<br />

1740 schriftlich und bildlich greifbar.<br />

Die Fälscher dieses Mandats meinten wohl, mit einem Bild von Wilhelm Tell ein so<br />

frühes Datum des Druckes besser begründen zu können. Geschichtsanalytisch aber<br />

entlarven sie sich eben dadurch.<br />

Gewisse Passagen des Mandats sind sogar amüsant zu lesen:<br />

Beispielsweise steht geschrieben, daß es gewissenhafte Prediger gebe, die dann<br />

aber von anderen Ketzer, Schelme und (Spitz-)Buben genannt werden!

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