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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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ßen im Gegenteil Geschichtsglauben wieder besser gedeihen als<br />

Geschichtskritik.<br />

So bedeutete denn 1941 der absolute Höhepunkt des neuen Glaubens<br />

an die alte Geschichte der <strong>Eidgenossen</strong>.<br />

Der zeitbedingte Hintergrund muß anerkannt werden. Die historisch<br />

einmalige vollständige Umkreisung der Schweiz und die extreme<br />

Bedrohung, welcher der Kleinstaat mitten in Europa ausgesetzt war,<br />

forderten geradezu nach einer Rückbesinnung auf die Gründungsgeschichte.<br />

Der Zweck heiligte die Mittel. Nicht nur wurde Kritik an der Geschichte<br />

verbeten; die Forschung suchte wissenschaftlich nachzuweisen,<br />

daß es eine Innerschwyzer Befreiungsgeschichte gegeben habe.<br />

Sogar Wilhelm Tell wurde wieder als historische Gestalt behauptet.<br />

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts versuchte die Schweizer<br />

Geschichtsforschung etwas Unmögliches: Sie wollte einen Mythos<br />

als wissenschaftlich belegte Realität herausstellen. Sagen sollten zu<br />

unumstößlichen und logisch herzuleitenden Tatsachen werden.<br />

Es leuchtet ein, daß es nicht gelingen konnte, aus Legenden plausible<br />

Geschichte zu machen. – Aber die Versuche müssen erwähnt<br />

werden. Denn die Kritik an den Methoden und Ergebnissen dieser<br />

mythologischen Wissenschaft bringt letztlich die ganze Mär von den<br />

alten <strong>Eidgenossen</strong> zu Fall.<br />

Zwei Namen sind mit dem neuen Glauben an die alte Geschichte<br />

verbunden: Karl Meyer und Bruno Meyer – Die Namensgleichheit<br />

der beiden Historiker ist bemerkenswert, aber zufällig.<br />

In Karl Meyer (1885 – 1950) hatte die Schweiz zur richtigen Zeit den<br />

geeigneten Historiker. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen<br />

und der Weltwirtschaftskrise entwickelte er auf geschichtlicher<br />

Grundlage eine Standortbestimmung der Schweiz, die auch nach<br />

1945 das Land und seine Politik prägte.<br />

Karl Meyer war von der Geopolitik beeinflußt und glaubte, den Gotthardpaß<br />

als historische Determinante zu erkennen. Der Schritt zur<br />

Innerschweizer Befreiungsgeschichte als Kern und Grund zur Entstehung<br />

der alten <strong>Eidgenossen</strong>schaft war nicht mehr weit.<br />

Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges erlebte Karl Meyer als Berater der<br />

Schweizer Regierung und als eine Art historischer Chefpropagandist<br />

im Dienste der geistigen Landesverteidigung seinen Zenith.

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