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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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dieser monumentalen Quellensammlung zwölf Bände und ein Registerband<br />

erschienen, gegliedert in drei Teile: Urkunden, Urbare und<br />

Rödel, so wie Chroniken und Dichtungen. Das Prinzip war, alle für<br />

die Entstehung des Schwyzer Bundes wichtigen Dokumente zu sammeln.<br />

Vor kurzem las ich in einem Geschichtsbuch, wie sich ein Historiker<br />

darüber beklagte, daß dieses Quellenwerk keine neue Diskussion<br />

über die Ursprünge der <strong>Eidgenossen</strong>schaft ausgelöst habe. – Anders<br />

herum wird hier gesagt, die ganze riesige, von der öffentlichen<br />

Hand finanzierte Arbeit der Aufarbeitung von Quellen sei unnütz gewesen.<br />

Mit der Geschichtskritik und Geschichtsanalyse begreift man, weshalb<br />

das genannte Werk nicht zu einem neuen Bild der Anfänge der<br />

Schwyzer <strong>Eidgenossen</strong>schaft geführt hat: Die Herausgeber vertrauten<br />

vollständig auf die konventionelle Chronologie. Also daß sie nur<br />

Urkunden bis etwa „1350“ berücksichtigten und weitere Dokumente<br />

bis „1400“. Man ahnte nicht, daß es eine zeitliche Untergrenze für<br />

erhaltene schriftliche Aufzeichnungen gibt.<br />

Aber bei den Chroniken und Dichtungen mußte man notgedrungen<br />

Ausnahmen machen, weil von der Befreiungsgeschichte keine Aufzeichnungen<br />

aus so früher Zeit existieren. Also wurde auch das<br />

Weiße Buch von Sarnen neu ediert – in der Meinung, daß dessen<br />

erzählender Teil „um 1470“ entstanden sei und etwas mit Geschehnissen<br />

„um 1300“ zu tun habe.<br />

Die Herausgabe von Urkunden wäre überflüssig gewesen. Man hätte<br />

dafür mehr auf die Neuedition von Chroniken verwenden sollen. Die<br />

Berner Chronik von Justinger in ihren verschiedenen Versionen zum<br />

Beispiel hätte längst eine kritische Neuausgabe verdient. Dieses<br />

Werk nämlich ist für die Befreiungsgeschichte der Waldstätte viel<br />

wichtiger als die übrigen Texte und Dokumente.<br />

Man hätte zuerst überlegen sollen, bevor man ein großes und kostspieliges<br />

Werk unternimmt. - Aber die Devise hieß offenbar: Zuerst<br />

etwas schaffen, nachher überlegen.<br />

Wenn wir die verschiedenen Arten von Quellen Revue passieren<br />

lassen, sie kurz auf ihren Wert und Unwert analysieren, so erkennen<br />

wir das ganze Elend der Geschichtsforschung. Diese glaubt alles,<br />

was über die Vorzeit erzählt wird, mit ihren Inhalten und Datierungen.<br />

Das kann nur gelingen, indem man die Quellenkritik vernachlässigt.<br />

Diese ist ein Stiefkind der historischen Forschung.

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