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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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Brunnenfiguren von Tell und von Ryffli<br />

Die Brunnenfiguren der alten Städte sind eine wertvolle Geschichtsquelle. In den<br />

Darstellungen kristallisieren sich historische Vorstellungen und religiösen Mythen.<br />

Besonders beliebt als Brunnenfiguren waren unter anderem der Mohrenkönig, Moses<br />

und Personifikationen der Tapferkeit und der Gerechtigkeit.<br />

Doch auch Wilhelm Tell kommt vor, wie hier auf einem Stadtbrunnen in Schaffhausen.<br />

Man vergißt, daß Tell ein Berner Pendant namens Ryffli (ursprünglicher Name Nyffli<br />

oder Vifli) hatte. – Genauer gesagt war letzterer das Vorbild für den ersteren. Denn<br />

bekanntlich hat Bern die Geschichtssagen vorgegeben. Die übrigen <strong>Eidgenossen</strong><br />

kopierten sie.<br />

Ryffli und Tell sind absolute Parallelitäten. Das beweisen die Brunnenfiguren: Auf<br />

welcher Säule steht Tell, auf welcher Ryffli? – Wären die Abbildungen nicht beschriftet,<br />

so könnte man die beiden Meisterschützen nicht auseinanderhalten.<br />

Tell ist ein Schütze, sein Attribut ist die Armbrust. Beide Figuren – Ryffli in Bern und<br />

Tell in Schaffhausen – sind identisch in der Aufmachung und in der Auffassung der<br />

Sagengestalt.<br />

Erst seit der Französischen Revolution und im 19. Jahrhundert bekam die Tell-<br />

Gestalt individuelle Züge als Tyrannenmörder und Freiheitsheld. – Das zeigen etwa<br />

die Tell-Skizze von Ernst Stückelberg (Abbildung 26) und das Tell-Denkmal in Altdorf<br />

von Georg Kissling von 1895. Auch das Tell-Gemälde von Ferdinand Hodler<br />

(1997) ist zu erwähnen.<br />

Die wachsende Verehrung für Tell führte dazu, daß sein Berner Pendant ins Hintertreffen<br />

geriet und fast vergessen wurde.<br />

Dabei ist der Name Ryffli in Bern geläufig, auch als Brunnen in der Aarbergergasse.<br />

Wie alle alten Kunstwerke wurden auch die Stadtbrunnen falsch- oder rückdatiert<br />

und mit einer Legende versehen.<br />

Beim Ryffli-Brunnen in Bern stammen das Becken und die Säule aus der Mitte des<br />

19. Jahrhundert. Aber die Figur und das Kapitel sollen „1545“ von einem „Hans<br />

Gieng“ geschaffen worden sein. – In Bern und Freiburg werden fast alle Brunnenplastiken<br />

dem genannten legendären Künstler zugeschrieben und in irreal frühe Zeiten<br />

versetzt.<br />

Wenn man die Brunnenfiguren auf die Zeit nach 1750 ansetzt, hat man ein plausibles<br />

<strong>Alte</strong>r.

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