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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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Römische Inschriften als Geschichtsquelle<br />

Rund um das Mittelmeer sind Zehntausende von römischen Inschriften ganz oder<br />

als Fragment bekannt geworden. Diese werden als gewichtige Geschichtsquelle<br />

ausgewertet.<br />

Schriftliche Aufzeichnungen auf Stein oder Metall gelten gemeinhin als zuverlässig:<br />

Niemand hätte die Mühen und die Kosten in Kauf genommen, um Wörter und Texte<br />

auf solchen Beschreibstoffen aufzuzeichnen.<br />

Doch tatsächlich taugen die Inschriften als Geschichtsquelle wenig. Es fehlen zuverlässige<br />

Daten, die Inhalte stellen oft mehr Fragen, als sie Antworten geben. Die meisten<br />

Aufzeichnungen beziehen sich auf Weihungen, auf Ehrungen und auf Verstorbene.<br />

- Geschichtliches ist wenig drin.<br />

Und auch auf Stein und Metall wurde gefälscht.<br />

Ein besonders krasser Fall ist die Inschrift von Sion – Sitten (unten). Diese wurde<br />

„Ende des 17. Jahrhunderts“ dort gefunden und gilt als ältester Beleg für das christliche<br />

Wallis. Denn auf ihr findet sich – mitten in den Text eingefügt - ein Christogramm<br />

mit den griechischen Buchstaben CHI – RHO.<br />

Die Konsulatsangabe datiert die Widmung von Sion ins Jahr „377 AD“.<br />

Aber die Inschrift ist eindeutig eine barocke Fälschung: Die römischen Konsularlisten<br />

wurden im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts im Umkreis von Joseph Justus.<br />

Scaliger erfunden. – Und das Jahr 377 enthält 7 Mal die Jesus-Zahl 11. – Die<br />

christliche Kabbala und Zahlenmystik ist ein Gewächs der Renaissance.<br />

Die oben abgebildete Inschrift vom Ort eines römischen Wachtturms bei Summa<br />

Rapida – den Stromschnellen bei Laufen am Rhein bei Koblenz - kann jedoch als<br />

echt gelten.<br />

Allerdings soll man das <strong>Alte</strong>r der Inschrift nicht überschätzen. Das Dokument hat<br />

kaum ein <strong>Alte</strong>r von dreihundert Jahren.<br />

Die Inschrift ist „römisch“, in lateinischer Sprache verfaßt und nennt die Cäsaren<br />

Valentinian, Valens und Gratian. – Das sind Imperatoren, welche vor der großen<br />

Geschichtsschöpfung nicht existiert haben.<br />

Der Bau des Wachtturms bezog sich jedoch sicher auf eine Auseinandersetzung<br />

zwischen den Vorläufern der alten <strong>Eidgenossen</strong> diesseits und den Römern jenseits,<br />

also nördlich des Rheins.<br />

Paradoxerweise stellt diese Inschrift mehr eine Quelle zur Entstehung der alten <strong>Eidgenossen</strong>schaft<br />

als einen Beleg für die alten Römer dar.

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