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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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128<br />

Bereits erwähnt wurde, daß er es gewesen sein soll, welcher an der<br />

Kirchenmauer des Städtchens Avenches die berühmte Aventicum-<br />

Inschrift entdeckte. – Vorher hatte sich offenbar kein Humanist dafür<br />

interessiert.<br />

Auch soll Tschudi als erster die berühmte Inschrift des Kaisers Claudius<br />

von Lyon kopiert haben. Angeblich „1528“ wurde diese Bronzetafel<br />

in einem Weinberg gefunden und sofort von der Stadtregierung<br />

aufgekauft.<br />

Die Metall-Inschrift enthält den ganzen Wortlaut der kaiserlichen Rede<br />

über das Ius honorum der Gallier, wie sie sich auch in den Annalen<br />

von Tacitus findet. – Bisher hat kein Epigraphiker diese dreiste<br />

Inschriftenfälschung beanstandet.<br />

Der Politiker Aegidius Tschudi brachte der nationalen Vergangenheit<br />

ein ungeheures Verlangen und Annäherungsvermögen entgegen<br />

(Feller/Bonjour, I, 265).<br />

Aber woher nahm Tschudi die Zeit, um dieser unbändigen historischen<br />

Sammeltätigkeit nachzugehen? Denn der Historiograph machte<br />

am Schluß seiner Laufbahn als Landammann in Glarus sogar eidgenössische<br />

Politik, indem er seine Talschaft mit Krieg zum alten<br />

Glauben zurückführen wollte. – Nur der Vermittlung Frankreichs war<br />

es zu verdanken, daß ein offener Konflikt vermieden wurde.<br />

Dieser angebliche „Tschudi-Krieg“ wirkt aber gar aufgesetzt und unglaubwürdig.<br />

Tschudi muß ein früh- und universell begabter Mensch gewesen<br />

sein. So soll er in jungen Jahren bereits alle wichtigen Alpenpässe<br />

überquert und bis in die Gletscherregionen der Berge vorgedrungen<br />

sein. – Tschudi war offenbar Mitglied des Schweizer Alpen-Clubs.<br />

Als Frucht dieser Erkundungen vollendete Tschudi bereits mit 23 (!)<br />

Jahren ein topographisch-antiquarisches Werk über Graubünden,<br />

die Uralt wahrhafftig Alpisch Rhetia.<br />

Bis zur Drucklegung des Buches mußte Tschudi allerdings noch<br />

dreizehn Jahre warten. Angeblich 1538 soll die Rhetia dann in Basel<br />

auf deutsch und – vom Kosmographen Sebastian Münster übersetzt<br />

– auf Lateinisch herausgekommen sein.<br />

Allein die völlig überzogene Geschichte um dieses Frühwerk von<br />

Tschudi sollte jedem kritischen Betrachter klar machen, daß mit dieser<br />

Gestalt historisch etwas nicht stimmt.

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