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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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haben. Würde man all die Schenkungen und Begünstigungen zusammenfassen,<br />

so wäre jeder Winkel Mitteleuropas im Laufe der<br />

Zeit gleich mehrfach beschenkt und begünstigt worden.<br />

Für die Schrift und die Form der Urkunden gilt das Gleiche wie für<br />

die übrigen Handschriften: Die gotische Schrift scheint überall durch.<br />

Die Redaktion der Texte ist oft schludrig und enthält die gröbsten<br />

Ungereimtheiten. – Aber davon erfährt das Publikum nichts.<br />

Das Gebiet der heutigen Schweiz ist schon für die Frühzeit, also das<br />

„Frühmittelalter“ mit Urkunden gut bedacht, zu einer Zeit als Chroniken<br />

und andere schriftliche Aufzeichnungen noch völlig fehlen.<br />

Hat es während fast tausend Jahren nur Notare und Rechtskundige,<br />

aber keine Geschichtsschreiber gegeben?<br />

Mit einem Riesenaufwand an Gelehrsamkeit werden seit zwei Jahrhunderten<br />

Urkunden übertragen und herausgegeben. Stattliche<br />

Sammlungen sind daraus entstanden: die Monumenta Germaniae<br />

Historica, und für die Schweiz das schon erwähnte Quellenwerk zur<br />

Entstehung der Schweizerischen <strong>Eidgenossen</strong>schaft; ganz abgesehen<br />

von den seit der Mitte des 19. Jahrhundert begonnenen umfangreichen<br />

Quellen zur Schweizer Geschichte.<br />

Urkunden tragen nichts zur historischen Wahrheit bei und können<br />

deshalb übergangen werden.<br />

Trotzdem ist es nötig, wenigstens kurz einige bedeutende Urkunden<br />

aus der Schweiz zu erwähnen.<br />

Da gibt es in Sankt Gallen eine Urkunde vom „16. März 779“, in welcher<br />

ein gewisser Hiso mit seinem Sohn Hattinus seine in der Ostschweiz<br />

verstreuten Güter dem Gallus-Kloster vermacht. Für die<br />

Schenkung sollen die beiden Männer und ihre Nachkommen jedoch<br />

jährlich gegen einen Zins von mehreren Mütt Getreide und dreißig<br />

Eimer Bier (!) die Güter weiterhin nutzen können.<br />

Eine Anno Domini-Datierung vor 1200 Jahren! Die pseudoalten Namen<br />

Hiso und Hattinus! Klöster in einer städte- und kulturlosen Zeit?<br />

Das Mütt – ein Hohlmaß des 18. Jahrhunderts - und Bier vor über<br />

tausend Jahren? – Soll jemand, der noch bei Verstand ist, an ein<br />

solch absurdes Mischmasch von Zeiten, Namen und Gütern in einer<br />

sagenhaften „Karolingerzeit“ glauben?<br />

Am Ende der eben genannten „karolingischen“ Epoche hat Zürich<br />

die Gnade erfahren, seine „älteste“ Urkunde zu bekommen. In einem

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