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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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Bei Schilling und Tschachtlan hat mich seit jeher am meisten der<br />

Umstand beschäftigt, daß keine getreuen Stadt- und Landschaftsansichten<br />

vorkommen.<br />

Das ist ein schlagender Gegensatz etwa zu dem bernischen Burgenmaler<br />

Albrecht Kauw. Dieser malte seine Ansichten mit einer Detailtreue,<br />

die noch heute erstaunt.<br />

Die Illustrationen der Berner Bilderchroniken unterscheiden sich<br />

deutlich von der gleichzeitigen europäischen Landschaftsmalerei der<br />

Renaissance, welche durchaus die realistische Landschafts- und Architekturdarstellung<br />

kennt.<br />

Man denke etwa an die landschaftlichen Hintergründe in den Gemälden<br />

von Niklaus Manuel Deutsch, wo man das Gebiet des Thunersees<br />

erkennt oder Konrad Witz, welcher als Hintergrund für seinen<br />

Fischzug Petri den Genfersee mit dem Mont Blanc wählte.<br />

Landschaften sind in den Berner Bilderchroniken typisiert wiedergegeben,<br />

städtische und architektonische Gesamtansichten ebenso.<br />

Besonders die Festungsarchitektur mutet merkwürdig an. Während<br />

in Bern und im Schweizer Mittelland der rechteckige Wehrturm vorherrschte,<br />

geben die Berner Illustratoren meistens massige Rundtürme<br />

wieder und rufen nach Vergleichen mit französischen, englischen<br />

und iberischen Wehrbauten.<br />

Aber schaut man sich gewisse Bilder genauer an, so erkennt man,<br />

daß die Typisierung eine Masche darstellt. Die Zeichner kannten<br />

sehr gut die Topographie und die Stadtansichten ihrer näheren und<br />

teilweise auch weiteren Umgebung. Aber sie standen unter dem Imperativ,<br />

ihre Bilder bewußt auf alt zu machen, um so die Fiktion einer<br />

vergangenen Epoche hervorzurufen.<br />

Mehrere Beispiele aus dem Spiezer Schilling belegen dieses Lavieren<br />

zwischen absichtlicher Typisierung bei gleichzeitiger Kenntnis<br />

des realen Aussehens deutlich.<br />

Die Verbrennung des Ketzers Löffler aus Bremgarten bei Bern<br />

„1375“ (nach anderen Quellen „1277“) wird im Westen vor den Toren<br />

der Stadt dargestellt.<br />

Man sieht den alten Westabschluß mit dem Zeitglockenturm. Letzterer<br />

sieht aber schon so aus wie im 18. Jahrhundert: ein massiger,<br />

quadratischer Turm mit einem mächtigen Walmdach und der Glocke<br />

unter einem Dachreiter. – Und die anschließende Wehrmauer, die

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