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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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Wie hat der Historiker das herausgefunden? Natürlich durch die Analyse<br />

von Urkunden!<br />

Da seien „1156“ Güter im Gebiet von Freiburg genannt worden, nicht<br />

aber die Stadt. „1158“ aber wird in einer Urkunde ein Anshelm von<br />

Freiburg erwähnt. Also müsse die Stadt 1157 gegründet worden<br />

sein.<br />

Man staunt über den fast kriminalistischen Scharfsinn, der bei Urkundenforschungen<br />

angewendet wird. Aber leider sind solche Erkenntnisse<br />

wertlos, weil pseudohistorische Spielerei.<br />

Für mich waren die Urkunden als Geschichtsquelle endgültig erledigt,<br />

als ich im Bundesbriefmuseum eine andere berühmte Urkunde<br />

im Original betrachten durfte.<br />

Es handelt sich um den Freiheitsbrief für die Schwyzer, den Kaiser<br />

Friedrich II. von Hohenstaufen „1240“ im Feldlager von Faenza in<br />

der Emilia ausgestellt habe (Abbildung 6).<br />

Wer nur etwas stilkritisches Gespür aufbringt, wird feststellen, daß<br />

die Initiale F mit typisch barocken Verschnörkelungen verziert ist –<br />

Zeichen für eine Entstehung im 18. Jahrhundert.<br />

Noch einmal muß deshalb festgestellt werden: Urkunden sind historische<br />

Nonvaleurs, ein gewaltiger Stoss von wertlosem Pergament<br />

und Papier, das in den Archiven herumliegt. Diese Dokumente auch<br />

nur zu übertragen und herauszugeben, ist vergeudete Zeit und verschwendetes<br />

Geld.<br />

Die Urkunden-Produktion der Grossen Aktion schlug gegen Ende<br />

des 18. Jahrhunderts gegen ihre politischen Schöpfer zurück.<br />

Bei Aufständen der Landbevölkerung gegen die Städte in verschiedenen<br />

Gebieten der alten <strong>Eidgenossen</strong>schaft in den Jahren vor 1798<br />

wurden Forderungen nach einer Wiederherstellung der mittelalterlichen<br />

bürgerlichen Freiheiten laut.<br />

Sowohl bei den Unruhen von Nicolas Chenaux in Freiburg wie beim<br />

Stäfner Handel in Zürich forderten die Aufrührer mehr Rechte gegenüber<br />

der Stadt und beriefen sich dabei auf Urkunden in den Archiven.<br />

Nur sagte den Rebellen niemand, daß diese „mittelalterlichen“ Dokumente<br />

erst ein paar Jahrzehnte vorher geschaffen wurden.

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