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BERN - Alte Eidgenossen - Dillum

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muß nicht lange raten: Michael Stettler natürlich! Er und sein Kreis<br />

waren also gerissene Fälscher der Grossen Aktion. Sie gaben sich<br />

alle Mühe, ihren Werken eine historische Dimension zu verleihen.<br />

Doch auch hier kann man leicht Ungereimtheiten und inhaltliche<br />

Verbindungen feststellen.<br />

Stettler und seine Schreibstube laborierten sicher an dem Problem,<br />

daß sie die bernische Chronistik relativ spät beginnen ließen. „1420“<br />

– das waren mehr als 200 Jahre nach der Stadtgründung.<br />

Man behalf sich damit, daß man dem Schreiber des Justinger eine<br />

stattliche Zahl Urkunden unterlegte. Und zusätzlich erfand man noch<br />

eine ältere chronikalische Tradition.<br />

Angeblich „1325“ habe man das Jahrzeitenbuch von Sankt Vinzenz<br />

anzulegen begonnen. Hier wurden die für großzügige Stifter und<br />

vornehme Verstorbene auszuführenden religiösen Handlungen aufgeführt.<br />

Die Eintragungen in diesem erhaltenen Buch reichen bis<br />

„1405“. – Das Buch ist ganz offensichtlich eine Schöpfung aus Stettlers<br />

Schreibstube.<br />

Aber vielleicht machte man sich dennoch Hoffnung, mit diesem<br />

Jahrzeitenbuch spätere Historiker düpieren zu können. Dazu half ein<br />

anderer Fälschertrick: das Einfügen und Einbinden fremder Texte in<br />

ein Dokument, um ein höheres <strong>Alte</strong>r vorzutäuschen und falsche Spuren<br />

zu legen.<br />

Im Jahrzeitenbuch von Sankt Vinzenz findet sich nämlich auch die<br />

sogenannte Cronica de Berno. Diese ist nichts anderes als ein<br />

Sammelsurium von Nachrichten aus Justinger, auf Lateinisch übersetzt.<br />

Die Mitteilungen dieser Chronik sind dürftig und füllen in der Druckausgabe<br />

magere acht Seiten. Der Trick, mit dem Jahrzeitenbuch<br />

samt Cronica den Justinger nochmals hundert Jahre älter machen zu<br />

wollen, überzeugt nicht. - Aber die meisten Historiker glauben einfach<br />

alles, was geschrieben steht!<br />

Nicht nur Justingers Chronik, auch das Jahrzeitenbuch versuchte<br />

man mit Urkunden glaubhafter zu machen. Dazu erfand man einen<br />

Zeugen namens Ulricus Phunt (Pfund) der „von 1271 bis 1331“, gewirkt<br />

und das obige Anniversar veranlaßt haben soll.<br />

Die Vorläufer von Justinger wecken Mißtrauen. Auch die angebliche<br />

zeitliche Distanz von fünfzig Jahren zwischen der Abfassung der

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