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Leitgedanken zur Entstehung der Metaphysik, der ... - gesamtausgabe

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16 I. Teil: Zur <strong>Entstehung</strong> <strong>der</strong> <strong>Metaphysik</strong><strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> φύσις beson<strong>der</strong>s wichtig. Daher ist hier schoneine weitergehende Verdeutlichung nötig. Wir versuchen sie aufeinem Wege, <strong>der</strong> geeignet ist, das Verständnis <strong>der</strong> nachfolgendenErörterungen des Aristoteles (Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem EleatenAntiphon) zu erleichtern.Diese Grundbedingung ist <strong>der</strong> bereite Blick für das, was stetsschon im Offenen waltet, wohin je<strong>der</strong> Umweg ein endgültigerAbweg ist, was nur durch eine einfache Hinführung eigens undausdrücklich faßbar wird 2 . Dieser offene Blick aber blickt in <strong>der</strong>Weise, die früh schon im Anfang <strong>der</strong> griechisch-abendländischenPhilosophie als das νοειν bestimmt wurde: Vernehmen und Vernehmung.Das Wort meint in seinem Wesensbegriff ein Zweifaches:Vernehmen als Hinnehmen, das Auf-sich-zu-kommenlassendessen, was for-kommt im Sinne des Hervor-kommens,>hervor< nämlich aus dem Verborgenen; und νοειν heißt zugleichVernehmen im Sinne des Vor-nehmens, d. h. Vorweg-Nehmens in<strong>der</strong> Hinnahme. Was in solchem Vernehmen <strong>der</strong>gestalt auf- undvor-genommen wird, ist das Hervorkommen aus dem Verborgenen.Aus dem recht begriffenen Wesen des νοεΐν (Vernehmung)können wir einen Wink erfahren auf das Wesen dessen, was in solchemVernehmen vernommen wird. Worauf das νοειν bezogen ist,heißt ειναΐ; das im νοειν Vernommene ist das Sein. Um so nötigerbleibt, das νοειν nicht zu mißdeuten. Und wir denken nach demGesagten bereits nicht mehr an die späteren und noch geltendenAuslegungen des νοειν und des ειναι und d. h. an die Erklärungendes Spruches des Parmenides: τό γάρ αύτό νοειν έστίν τε και ειναι— »Das Selbe nämlich / Vernehmen ist sowohl als auch Sein«. Sohat man uneigentlich in die griechische Philosophie <strong>zur</strong>ückdenkendνοειν mit >denkendes Bewußtsein< übersetzt und das ειναι alsGegenstand des Bewußtseins gefaßt; und da das Bewußte abhängigist vom Bewußtsein, ist auch das Sein = Gedachtsein, das Seindie Abstraktion des Denkens. Und <strong>der</strong> Spruch des Parmenides giltdann als frühester Beleg für die neuzeitliche Auslegung des Seins.2 Vgl. Ms. S. 4 [= GA Bd. 9, S. 244].

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