Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV
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Christine Henseling · Senioren: die neue Anspruchsrevolution im Freizeitbereich<br />
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Entsprechend der Vielfalt von Lebensstilen unterscheidet sich auch die<br />
Freizeitgestaltung älterer Menschen. Die in der Vergangenheit entwickelte<br />
persönliche Alltags- <strong>und</strong> Freizeitkultur wird im Alter in der Regel nicht<br />
einfach abgebrochen, sondern übernommen <strong>und</strong> weiterentwickelt. In der<br />
Untersuchung von Infratest kristallisieren sich auf der einen Seite die aktiven<br />
Älteren heraus, die ihre Freizeit selbst gestalten wollen, viele Reisen<br />
unternehmen <strong>und</strong> am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Auf der anderen<br />
Seite finden sich die passiven Älteren, die sich vornehmlich an Häuslichkeit<br />
<strong>und</strong> verwandtschaftlichen <strong>und</strong> nachbarschaftlichen Kontakten<br />
orientieren.<br />
Wie sieht nun die Freizeitgestaltung älterer Menschen im Einzelnen<br />
aus? Eine Übersicht über die Freizeittätigkeiten von Senioren liefert eine<br />
Untersuchung von Horst W. Opaschowski (Opaschowski 1998b).<br />
Den Bereich der Freizeit zu Hause dominiert bei den Senioren – ebenso<br />
wie bei allen anderen Bevölkerungsgruppen – der Medienkonsum. Hier<br />
stehen Zeitunglesen <strong>und</strong> Fernsehen an erster Stelle. Auch das Radiohören<br />
gehört zu den beliebten Freizeittätigkeiten. Einen hohen Stellenwert für<br />
die Freizeit zu Hause haben auch Muße <strong>und</strong> Nichtstun. Neben diesen Freizeittätigkeiten<br />
spielen bei der Betätigung zu Hause auch Hausarbeit <strong>und</strong><br />
Handarbeit eine große Rolle, wozu auch Gartenpflege <strong>und</strong> Handwerken<br />
gehören. Opaschowski zufolge hat sich bei den „neuen Alten“ in den 90er<br />
Jahren eine ausgeprägte Mußekultur entwickelt. Im Vergleich zur Ruhestandsgeneration<br />
der 80er Jahre leisten sich die Alten von heute deutlich<br />
mehr den Luxus des Nichtstuns <strong>und</strong> diese Einstellung vertreten sie auch<br />
offen.<br />
Die Freizeittätigkeiten außer Haus haben sich seit den 80er Jahren verändert.<br />
Während Einkaufsbummel, Spazierengehen <strong>und</strong> Ausflüge in die<br />
nähere Umgebung im Vergleich zu den 80er Jahren bei den Senioren an<br />
Attraktivität verloren haben, nahmen kulturelle Interessen deutlich zu.<br />
Der Besuch von Ausstellungen <strong>und</strong> Vorträgen sowie Konzert- <strong>und</strong> Theaterveranstaltungen<br />
ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Ebenfalls<br />
zugenommen haben gemeinschaftliche Aktivitäten. Weil heute mehr<br />
ältere Menschen als je zuvor allein leben, suchen sie Geselligkeit <strong>und</strong> gemeinsame<br />
Aktivitäten <strong>und</strong> finden sie in Vereinen <strong>und</strong> Club-Angeboten.<br />
Aber auch Stammtisch <strong>und</strong> Kaffeekränzchen werden im Zuge dieser Entwicklung<br />
wieder beliebter. Im Zeitvergleich auffallend ist auch der Bedeutungszuwachs,<br />
den die Familie – das Zusammensein mit Kindern <strong>und</strong> Enkelkindern<br />
– bekommen hat. Der Anteil der Ruheständler, der die<br />
Gemeinsamkeit mit Kindern <strong>und</strong> Enkelkindern als Schlüsselerlebnis betont,<br />
hat sich in den letzten fünfzehn Jahren verdreifacht (von 7 auf<br />
22 Prozent) (Opaschowski 1998b). Der Umgang mit Kindern <strong>und</strong> Enkelkindern<br />
wird als sinnstiftende Aktivität im Alter erfahren <strong>und</strong> nimmt an