Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV
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Willi Loose · Freizeitverkehr<br />
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In der Verkehrswissenschaft gilt der Freizeitverkehr als der am schwierigsten<br />
zu beeinflussende Verkehrszweck. Diese Einschätzung wird u.a.<br />
damit begründet, dass Freizeitfahrten als ein „Wunschverkehr“ zu unterschiedlichen<br />
Zeiten <strong>und</strong> zu unterschiedlichen Zielen unternommen werden<br />
<strong>und</strong> sich dementsprechend nur schwer umweltentlastende Routinen<br />
herausbilden können. Ein Teil dieser Fahrten ist auch als Selbstzweck zu<br />
betrachten. Bei vielen längeren Spazierfahrten steht nicht ein Ziel im<br />
Vordergr<strong>und</strong>, sondern das Herumfahren an sich ist der Zweck des Wegs<br />
(„Fahrt ins Blaue“) <strong>und</strong> verspricht die Befriedigung diffuser Gefühle wie<br />
Neugier, Lust oder Sehnsucht. Zudem wollen viele Menschen in der Freizeit<br />
ihre Wünsche spontan ausleben <strong>und</strong> bei der Wahl von Fahrtzeit <strong>und</strong><br />
Fahrtstrecke flexibel bleiben.<br />
Freizeitverkehr wird von einzelnen Verkehrswissenschaftlern als der<br />
problematischste aller Verkehrszwecke diskutiert. Hier werden die größten<br />
Wachstumstendenzen bei den Verkehrsleistungen unterstellt. Danach<br />
erscheint eine Lösung der Verkehrsprobleme der Zukunft nur dann in<br />
Sicht, wenn es gelingen kann, den Freizeitverkehr zu reduzieren.<br />
Allerdings sind die Detail- <strong>und</strong> Datenkenntnisse über den Freizeitverkehr<br />
noch sehr gering. Erst in den letzten Jahren wurden Untersuchungen<br />
über einzelne freizeitliche Aktivitäten <strong>und</strong> deren Verkehrsrelevanz abgeschlossen,<br />
die auch Ansatzpunkte für eine gezielte Einflussnahme auf das<br />
Verkehrsverhalten in der Freizeit anbieten.<br />
Im folgenden Artikel werden zunächst aktuelle Ergebnisse eines Forschungsprojektes<br />
zum alltäglichen Freizeitverkehr vorgestellt. Im zweiten<br />
Teil werden Daten zur Verkehrserzeugung von überregionalen Freizeitzentren<br />
gegenübergestellt. Schließlich werden Maßnahmenkonzepte zum<br />
Abbau von Verkehrs- <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>belastungen im Freizeitverkehr skizziert.<br />
Ergebnisse zum alltäglichen Freizeitverkehr<br />
Im März 2002 wird das vom <strong>Umwelt</strong>b<strong>und</strong>esamt in Auftrag gegebene<br />
Forschungsprojekt „Minderung der <strong>Umwelt</strong>belastungen des Freizeit- <strong>und</strong><br />
Tourismusverkehrs“, das vom <strong>Institut</strong> für sozial-ökologische Forschung<br />
(ISOE) <strong>und</strong> dem Öko-<strong>Institut</strong> gemeinsam bearbeitet wurde, endgültig abgeschlossen<br />
(Götz et al. 2001). Ziel des Projektes sollte sein, repräsentative,<br />
detaillierte Daten zum alltäglichen Freizeitverkehrsverhalten der<br />
b<strong>und</strong>esdeutschen Bevölkerung zu erhalten <strong>und</strong> hieraus auf die <strong>Umwelt</strong>belastungen,<br />
die der Freizeitverkehr verursacht, zu schließen. Anhand von<br />
Methoden der sozial-empirischen Lebensstilforschung sollten unterschiedliche<br />
Mobilitätsstilgruppen im Freizeitverkehr klassifiziert <strong>und</strong> spezifisch<br />
auf die Gruppen zugeschnittene Handlungskonzepte abgeleitet werden.