Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV
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Prof. Dr. Horst Opaschowski · Natur im Freizeitstress – eine ökologische Herausforderung<br />
<strong>Umwelt</strong> werden. Jenseits der Wohlstandsgrenze leben Millionen von<br />
Menschen unter dem Existenzminimum, während die konsumierenden<br />
Klassen in den industrialisierten Ländern ihr Selbstwertgefühl mit ihren<br />
Konsummöglichkeiten verwechseln. „Wir“ müssen also unsere eingefahrenen<br />
Lebensgewohnheiten in Zukunft verändern.<br />
In Zukunft muss deutlicher <strong>zwischen</strong> Naturvorrang-Räumen <strong>und</strong> naturnahen<br />
Freizeiträumen unterschieden werden, sodass unterschiedliche<br />
Nutzungsintensitäten nötig <strong>und</strong> möglich sind. In besonders geschützten<br />
Gebieten dürfen umweltschädigende Freizeitaktivitäten (z.B. Mountainbiking,<br />
Klettern) nicht mehr ohne Auflagen zugelassen werden. Andererseits<br />
sollten ökologisch weniger empfindliche Ersatzräume angeboten<br />
werden. Nachhaltigkeit im Tourismus kann jedenfalls nicht nur heißen,<br />
dass mangels praktikabler Beispiele am Ende nur „Urlaub auf dem Bauernhof“<br />
(Becker et al. 1996) als ökologische Verlegenheitslösung empfohlen<br />
wird nach dem Motto „Neue Städter braucht das Land“ – so z.B. eine<br />
Empfehlung der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für biologisch-dynamische<br />
Wirtschaftsweise, wozu auch die Mitarbeit in der Tierpflege oder bei<br />
der Feldarbeit gehören soll ...<br />
Als gelungene Synthese für eine Gleichgewichtigkeit ökologischer <strong>und</strong><br />
touristischer Ziele gilt eher die Einrichtung von Naturparks, wie z.B. Hoher<br />
Vogelsberg, Lüneburger Heide, Harz <strong>und</strong> Altmühltal. Hierbei werden Besucherströme<br />
auf belastbare Bereiche gelenkt, damit empfindliche Teilbereiche<br />
der Naturlandschaft geschützt <strong>und</strong> ungestört bleiben. Der Landschaftsrahmenplan<br />
Naturpark Harz kann beispielhaft genannt werden,<br />
weil er versucht, die verschiedenen ökologischen <strong>und</strong> touristischen Ansprüche<br />
an die Landschaft zu ordnen <strong>und</strong> zu lenken. Im Einzelnen werden<br />
unterschieden (Schemel 1988):<br />
1. Siedlungsgebiete<br />
2. flächenintensive Erholungszonen<br />
3. Wander- <strong>und</strong> Ruhezonen<br />
4. ökologische Vorrangszonen (keine Freizeitnutzung möglich)<br />
Immer mehr Reisende werden in Zukunft Freizeit mit <strong>Umwelt</strong>qualität<br />
einfordern oder ganz selbstverständlich voraussetzen. Eine Freizeitentwicklung<br />
ohne Öko-Bilanz ist eine nicht mehr bezahlbare Zukunftshypothek.<br />
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