Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV
Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV
Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Dr. Stefan Büchner · Der Feldberg <strong>zwischen</strong> Freizeitstress <strong>und</strong> Naturschutz – mit Schneekanonen auf Auerhühner?<br />
42<br />
vorhersehbar <strong>und</strong> überraschend auftreten. Dies betrifft insbesondere Störungen<br />
abseits häufig genutzter Wege, Loipen oder auch Pisten. Nicht<br />
übersehen werden darf dabei auch der Ausstrahlungseffekt: So wirkt sich<br />
die Störung durch nur einen einzigen Skifahrer oder Schneeschuhwanderer<br />
im Winterwald nicht nur auf die von ihm begangene Spur aus, sondern<br />
strahlt je nach Tierart unterschiedlich weit in die Umgebung hinein aus.<br />
Auch diese Thematik kann <strong>und</strong> soll hier nicht umfassend dargestellt<br />
werden. Als Stichpunkte für Auswirkungen dieser Sportarten auf Wildtiere<br />
seien lediglich genannt:<br />
· Einengung der Rückzugsmöglichkeiten der Wildtiere<br />
· vorübergehende/dauerhafte Abdrängung von Tieren in z.B. hinsichtlich<br />
des Nahrungsangebots, des Klimas oder der Räuberexposition suboptimale<br />
Biotope<br />
· erhöhter Energieverbrauch bei der Flucht (bis >10-fach!), Abbau von<br />
Energiereserven<br />
· Änderungen im Tagesrhythmus <strong>und</strong> Raumnutzungsmuster (Ernährung!),<br />
dadurch z.T. erhöhte Verbiss-/Schälschäden (Knospen, Zweige,<br />
Rinde)<br />
· Erhöhung der Scheue, damit schlechtere Bejagbarkeit <strong>und</strong> schlechtere<br />
Beobachtbarkeit<br />
Dieser „sanfte“ Druck auf die Flächen auch abseits der Pisten nimmt in<br />
den letzten Jahren zu. Immer mehr Menschen wird der Rummel auf den<br />
Pisten zu viel, sie suchen Erholung <strong>und</strong> Naturerlebnis weitab von den Massen.<br />
Anhand der Vielzahl von Ski-, Snowboard- <strong>und</strong> Schneeschuhspuren<br />
im lichten Wald am oberen Seebuck ist dieser Trend leicht nachvollziehbar.<br />
Gerade diese lückigen Waldbereiche innerhalb des Naturschutzgebietes<br />
Feldberg <strong>zwischen</strong> den baumfreien Weidfeldern <strong>und</strong> dem geschlossenen<br />
Wald stellen im Winter gern genutzte Rückzugsgebiete stark gefährdeter<br />
Arten wie der Auerhühner dar. Die starke Nachfrage nach naturnahen<br />
Aktionsräumen auch in Naturschutzgebieten droht die Belastbarkeitsgrenzen<br />
zu überschreiten <strong>und</strong> kann seitens engagierter Naturschutzvertreter<br />
zu verstärkten Rufen nach Restriktionen führen.<br />
Es hat sich gezeigt, dass sich eine extensive Erholungsnutzung des Waldes<br />
am ehesten dann mit dem Vorkommen des Auerhuhns verträgt, wenn<br />
der Wald deckungsreich ist, also reiche Vorkommen z.B. der Heidelbeere<br />
bietet. Ist der Wald hingegen deckungsarm, kann bereits ein einzelner abseits<br />
vom Weg gehender Wanderer, Variantenfahrer, Snowboarder oder<br />
Tourengeher einen breiten Streifen „auerhuhnfrei“ machen.