Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV
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Sigurd Agricola · Wirtschaftsfaktor Freizeitindustrie<br />
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Rückgänge. Die Entwicklung der Erlebniseinrichtungen ist, wie Abbildung<br />
3 <strong>und</strong> Tabelle 11 zeigen, wesentlich komplexer, als es die Schlagwörter<br />
vermitteln.<br />
Die Kombination von Freizeitangeboten auf einem gemeinsamen Areal<br />
– „Park“ – hat in Europa Tradition: Schlossgärten, Bürgerparks, Kurparks,<br />
Tierparks, Botanische Gärten, Vergnügungsparks („Tivoli“). Auch Volksfeste<br />
<strong>und</strong> Jahrmärkte standen Pate für die modernen Freizeit- <strong>und</strong> Erlebnisparks,<br />
Freizeit- <strong>und</strong> Sportparks, Ferienparks, Gewerbe-, Wohn- <strong>und</strong><br />
Mediaparks. Höhepunkte des Parkkonzepts sind Großprojekte wie die<br />
Internationale Bauausstellung „Emscherpark“ im Ruhrgebiet <strong>und</strong> die<br />
EXPO 2000 in Hannover mit ihrem Themenpark.<br />
Eine andere Tendenz ist die der Vergrößerung von Freizeitspezialanlagen<br />
zu Freizeitgroßeinrichtungen: Großveranstaltungshallen/Arenen, Freizeitwelten,<br />
Ferienzentren, Spaß- <strong>und</strong> Erlebnisbäder, Großdiskotheken, Multiplex-Kinos.<br />
Konzentrationen <strong>und</strong> Freizeitgroßeinrichtungen entstehen aus sehr<br />
unterschiedlichen, meist sachlich begründeten Ursachen. Dazu rechnen<br />
durchaus auch Machtausübung <strong>und</strong> Freude am Gigantischen. Doch würde<br />
das allein den Aufwand nicht rechtfertigen. Eine Gr<strong>und</strong>ursache für Konzentration<br />
ist der Wunsch des Menschen nach Gesellschaft mit anderen<br />
Menschen, verb<strong>und</strong>en mit Neugier <strong>und</strong> der Suche nach Orientierung, Erlebnissen<br />
<strong>und</strong> Sensationen. Die Ansammlung von Angeboten ist Empfehlung<br />
für den Suchenden: Dort, wohin viele Menschen kommen, muss auch<br />
Qualität zu finden sein. Konzentrationen sind weiterhin eine Reaktion auf<br />
die Massenhaftigkeit von Freizeitgestaltung <strong>und</strong> den Wunsch der Freizeiter<br />
nach Vielfalt, Wahlfreiheit <strong>und</strong> Spontaneität. Denn Konzentrationen<br />
erleichtern das Finden <strong>und</strong> Wiederfinden von Angeboten <strong>und</strong> Möglichkeiten.<br />
Sie erleichtern aber auch dem Anbieter das Marketing: Größere <strong>und</strong><br />
komplexere Einheiten lassen sich leichter vermarkten. Konzentrationen<br />
im Freizeitbereich sind somit als Rationalisierungsmaßnahmen zu verstehen.<br />
Durch sie wird die Organisation von Angeboten effizienter, es werden<br />
weniger qualifizierte Arbeitskräfte benötigt <strong>und</strong> das R<strong>und</strong>-um-die-<br />
Uhr-Angebot wird erleichtert. Die Vielfalt des Gesamtangebotes fördert<br />
die Einzelangebote. Die Wahlmöglichkeiten für den Freizeiter wachsen<br />
bei geringerem Mittel- <strong>und</strong> Mobilitätseinsatz.<br />
Auch ökologische Gesichtspunkte können für Konzentrationen geltend<br />
gemacht werden. Die Zunahme von Freizeitaktivitäten <strong>und</strong> deren Flächenbedarf<br />
<strong>und</strong> Folgeerscheinungen (z.B. Zuschauer, Verkehr, Müll usw.)<br />
erfordert eine Entlastung der Fläche durch Konzentration: Konzentration<br />
als Planungsinstrument für mehr <strong>Umwelt</strong>verträglichkeit. Allerdings ist damit<br />
das ökologische Problem Nr. 1 von Konzentrationen, das erhöhte Ver-