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Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV

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Dr. Stefan Büchner · Der Feldberg <strong>zwischen</strong> Freizeitstress <strong>und</strong> Naturschutz – mit Schneekanonen auf Auerhühner?<br />

38<br />

Freizeitsport am Feldberg<br />

Wintersport „Der Ski, einfach aber sicher beherrscht, führt uns in die<br />

fabelhafte Pracht des so lange verkannten Winters. Es war nicht meine<br />

Absicht, die vielen, die in unnatürlicher Lebensgewohnheit schmachten, zu<br />

überzeugen, ich wollte nur den einen oder anderen veranlassen, über<br />

seinen waschlappigen Larvenzustand nachzudenken <strong>und</strong> sich vielleicht<br />

zu einer erlösenden Tat emporzuschwingen.<br />

Erlaubt uns die Sportart, größere Strecken zurückzulegen, welche Fülle<br />

von Eindrücken, von Beobachtungen <strong>und</strong> Empfindungen lohnen uns<br />

reichlich die Mühe, die wir nicht nur jetzt, sondern auch zum Erlernen des<br />

Sports verwendet haben!“ (Zdarsky 1905).<br />

Auch wenn es dieser Aussage nach zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

offensichtlich noch gewisser Mühen bedurfte, die Mitmenschen zur Ausübung<br />

des „weißen Sports“ zu motivieren, markiert doch der Feldberg-<br />

Ausflug des französischen Konsulatssekretärs Dr. Pilet aus Todtnau mit<br />

seinen aus Norwegen importierten Schneeschuhen 1891 den Beginn des<br />

Wintersports im Südschwarzwald. Der Feldberg gilt damit als die Wiege<br />

des alpinen Skisports in Deutschland. Neben dem Skifahren etablierte sich<br />

früh auch das Skispringen am Feldberg, wobei bis zur Errichtung der<br />

Sprungschanze im Fahler Loch (1937) noch am Seebuckhang gesprungen<br />

wurde. Verschiedene Namensgebungen erinnern noch heute an die Zeit<br />

der Skipioniere 3 .<br />

Zur Zeit der Ausweisung des Naturschutzgebietes in seinen damaligen<br />

Grenzen hatte man sportlich große Pläne mit dem Feldberg: Die Nationalsozialisten<br />

planten 1936 die Errichtung des olympischen Dorfes am Feldberg.<br />

Hierfür sollten 14 Hektar aus dem Naturschutzgebiet herausgelöst<br />

werden. Zu hohe Erschließungskosten <strong>und</strong> der zweite Weltkrieg vereitelten<br />

das geplante Bauvorhaben.<br />

Mit der Inbetriebnahme des ersten Sessellifts am Seebuckhang 1951<br />

setzte eine Zeit erheblicher Eingriffe in das Naturschutzgebiet Feldberg<br />

ein. Um Schwierigkeiten zu vermeiden, die aus der engen Umschließung<br />

der Gemeinde durch Schutzgebietsflächen resultierten (<strong>und</strong> um den Bau<br />

des Sesselliftes genehmigungsfähig zu machen), wurden 1950 die Skihänge<br />

am Seebuck wieder aus dem Naturschutzgebiet herausgeschnitten.<br />

Nur durch den Einsatz vieler engagierter Mitglieder des Schwarzwaldvereins<br />

<strong>und</strong> der Arbeitsgemeinschaft Heimatschutz Schwarzwald konnten<br />

3 So hat das neue „Haus der Natur“ am Feldberg die offizielle Anschrift „Dr. Pilet Spur“. Auch die „Tauernrinne“, die vom Seebuck steil<br />

hinunter zum Feldsee führt, ist keineswegs nach der österreichischen Gebirgsgruppe benannt, sondern nach demjenigen, der sie als<br />

erster per Ski befuhr.

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