Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV
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Martin Schmied, Christine Persitzky · Last Minute für den <strong>Umwelt</strong>schutz – Perspektiven für die Zukunft des Reisens<br />
Gefährdung der Biodiversität an Küsten durch Tourismus Küsten<strong>und</strong><br />
Meeresökosysteme gehören zu den am meisten gefährdeten Landschaften<br />
in Europa (BfN 1997). Sanddünen erstrecken sich über alle<br />
Küsten Europas <strong>und</strong> haben große ökologische Bedeutung. Gleichzeitig<br />
sind diese Ökosysteme für Touristen besonders attraktiv <strong>und</strong> damit auch<br />
besonders gefährdet. Die European Union for Coastal Conservation<br />
(EUCC) hat 1992 Statistiken zu Veränderung <strong>und</strong> Verlust der Dünenlandschaften<br />
Europas veröffentlicht.<br />
Am Beispiel der Dünenlandschaften an den Küsten Südeuropas werden<br />
die Auswirkungen des Tourismus besonders deutlich. Sandstrände sind<br />
Hauptanziehungspunkte für die meisten der jährlich r<strong>und</strong> 135 Mio. Touristen<br />
(davon ein hoher Anteil aus Deutschland) in den Küstenregionen des<br />
Mittelmeerraums. Gerade im Mittelmeerraum wird der sehr große Verlust<br />
von r<strong>und</strong> 70% der im Jahr 1900 vorhandenen Sanddünen auf den Bau<br />
touristischer Anlagen <strong>und</strong> damit einhergehende Nutzungen durch die<br />
Touristen zurückgeführt (siehe Tabelle 1) (BfN 1997).<br />
Aber auch für die Atlantikküste mit ihren heute noch insgesamt r<strong>und</strong><br />
400.000 ha Dünenlandschaft sind die Prognosen ungünstig. Für die nächsten<br />
zwei Jahrzehnte werden dort weitere Verluste von Dünenlandschaften<br />
in der Größenordnung von 15-20% aufgr<strong>und</strong> der wachsenden Belastung<br />
durch Tourismus <strong>und</strong> Freizeitaktivitäten (Golf etc.) erwartet. In<br />
Deutschland gingen <strong>zwischen</strong> 1900 <strong>und</strong> 1990, ausgehend von 10.000-<br />
12.000 ha Sanddünen, 15-20% dieser Landschaften verloren (BfN 1997).<br />
Probleme für die Biodiversität in Küstenräumen durch Massentourismus<br />
beschränken sich jedoch nicht auf den Mittelmeerraum <strong>und</strong> den Atlantik.<br />
In der artenreichen Karibik mit dem zweitgrößten Korallenriff der Welt<br />
sind 26% der Küsten schwer <strong>und</strong> 24% leicht bedroht: durch zunehmende<br />
Bebauung, Müllablagerung, Erosion, Industrieabfälle – auch infolge des<br />
zunehmenden Tourismus. 1996 besuchten 14,8 Millionen Touristen <strong>und</strong><br />
10,7 Millionen Passagiere von Kreuzfahrtschiffen die Karibik. Fast 60%<br />
aller Tauchtouren finden in dieser Region statt (plan bleu/PNUE 1999). Die<br />
Tabelle 1:<br />
Verlust von Sanddünen ausgewählter Länder für den Zeitraum 1900 bis 1990<br />
Urlaubsland Geschätzte Sanddünenfläche (ha) Verluste bis 1990<br />
im Jahr 1900 in %<br />
Frankreich 250.000 Atlantik: 40 - 50; Mittelmeer: 75<br />
Griechenland 15.000 - 20.000 40 - 50<br />
Italien 35.000 - 45.000 80<br />
Portugal 100.000 45 - 50<br />
Spanien 70.000 Atlantik: 30; Mittelmeer: 75<br />
Quelle: BfN 1997.<br />
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