Freizeitgesellschaft zwischen Umwelt, Spaß und ... - Öko-Institut eV
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Prof. Dr. Horst W. Opaschowski · Natur im Freizeitstress – eine ökologische Herausforderung<br />
20<br />
Abstimmung mit den Füßen<br />
Fast alle wollen heute ihre Freizeit im Freien verbringen – aber kaum<br />
einer zu Fuß. So entsteht eine paradoxe Situation: Freizeit nutzt die <strong>Umwelt</strong><br />
<strong>und</strong> bedroht sie zugleich. Freizeit braucht <strong>und</strong> verbraucht Natur <strong>und</strong><br />
Landschaft. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema soll dazu beitragen,<br />
Zielkonflikte <strong>zwischen</strong> Freizeit- <strong>und</strong> Urlaubsbedürfnissen einerseits <strong>und</strong><br />
Natur- <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>schutzinteressen andererseits zu reduzieren <strong>und</strong> auch<br />
in Zukunft eine naturnahe Freizeitgestaltung der Bevölkerung sicherzustellen.<br />
Mit der Problematisierung dieses Themas soll also nicht der Naturgenuss<br />
in Misskredit gebracht werden. Und die Ökologie soll auch nicht der „große<br />
Spielverderber“ sein. Ganz im Gegenteil: Dieses Recht ist dauerhaft zu<br />
sichern. Es muss frühzeitig auf die Folgen einer rücksichtslosen Ausbeutung<br />
der Natur aufmerksam gemacht werden, damit wir nicht eines Tages<br />
Natur nur noch in Reservaten, Tiere nur im Zoo <strong>und</strong> Pflanzen nur noch im<br />
Botanischen Garten erleben.<br />
Die Massenfreizeit findet vorwiegend im Freien <strong>und</strong> in frischer Luft, in<br />
Natur <strong>und</strong> Landschaft statt. Das Natur- <strong>und</strong> Landschaftserleben macht<br />
einen wesentlichen Teil der individuellen Lebensqualität von Freizeit aus.<br />
Doch die Expansion außerhäuslicher Freizeitaktivitäten kann auf Dauer<br />
nicht folgenlos bleiben. Aggressiver oder sanfter Umgang mit Natur <strong>und</strong><br />
<strong>Umwelt</strong> wird von den Menschen durch „Abstimmung mit den Füßen“ entschieden.<br />
Ein verändertes Freizeitverhalten kann der Schlüssel zur Problemlösung<br />
für die Zukunft sein <strong>und</strong> nicht etwa die Erschließung neuer<br />
Zielgebiete. Die innere Bereitschaft zum Umdenken <strong>und</strong> zur Änderung<br />
„eingefahrener“ Freizeitgewohnheiten muss erschlossen werden: Gesucht<br />
wird der sanfte Freizeittourist, der, ökologisch gesehen, keine Spuren<br />
hinterlässt – der Freizeitmüll gar nicht erst entstehen lässt <strong>und</strong> den<br />
fre<strong>und</strong>lichen Umgang mit der Natur bei sich selbst <strong>und</strong> nicht bei anderen<br />
sucht.<br />
<strong>Umwelt</strong>bewusst denken ist die eine Sache, umweltbewusst handeln die<br />
andere. Aus einem veränderten Problembewusstsein folgt nicht schon ein<br />
verändertes Handeln. Keine leichte Aufgabe – bedeutet es doch auch, zum<br />
Überdenken <strong>und</strong> teilweise auch zur Aufgabe lieb gewordener Freizeitgewohnheiten<br />
gezwungen zu sein. Das kann nicht nur, das muss persönliche<br />
Betroffenheit auslösen. Konkret heißt dies beispielsweise:<br />
· mehr Freizeit haben, aber die eigene Freizeitmobilität einschränken<br />
müssen<br />
· mehr Sportinteressen haben, aber nicht alle Sportarten ausüben können<br />
· mehr Urlaub haben, aber nicht mehr überall hinreisen dürfen